Mittwoch, 16. September 2015

Vietnam: Strohhüte, dolce far niente & Reisen ins Ungewisse

Meine Busreise von Phnom Penh nach Ho-chi-minh startete um 4 Uhr morgens. Für einmal waren die Strassen von Phnom Penh ziemlich leer. Im Bus sass ich neben einem Vietnamesen der sich offensichtlich darüber nervte, dass ausgerechnet er neben dem einzigen Ausländer im Bus sitzen muss. Aus irgendeinem Grund musste vor der Abfahrt noch der halbe Bus den Platz tauschen, da sich offensichtlich einfach alle am falschen Ort hingesetzt haben. Natürlich war nun der Gang, der in etwa so breit wie der Hausgang einer Mäusefamilie war, von ratlos rumstehenden Passagieren verstopft und aus irgendeinem unerfindlichen Grund konnte sich niemand an seinen Platz setzen bis der Ausländer unsanft darauf hingewiesen wurde, sich an allen vorbei zu quetschen und an den richtigen Platz zu setzen. Das waren meine ersten Eindrücke von den Vietnamesen (war eine vietnamesische Buskompanie). Nach etwa 3 Stunden kamen wir an der Grenze an wo plötzlich alle ihr Zeug packten und ausstiegen. Da ich über einen ausgeprägten Herdeinstinkt verfüge trottete ich den anderen wohl oder übel hinterher. Nach etwa 20 Metern stiegen alle wieder in den Bus um nach weiteren 20 Metern fahrt wieder auszusteigen und sich nun auch das grosse Gepäck zu schnappen. Wieder folgte ich nichts wissend meinen Weggenossen. Niemand hielt es für nötig vielleicht mal zu erklären was abgeht, wozu auch, sehe es ja gleich selber. Pass- und Gepäckkontrolle war angesagt, was erstaunlicherweise gut verlief. Nach weiteren paar Stunden kamen wir in Ho-chi-minh an. Irgendwo liessen sie mich schlussendlich raus und schon kam ein Mototaxi daher um mich zum Flughafen zu bringen. Nachdem geklärt war, dass er 100 Dong und nicht 100 Dollar für die Fahrt will, überreichte er mir den äusserst stilsicheren „Helm“ (ich glaube jeder Schweizer Fahrradhelm ist sicherer als diese lächerlichen Nussschalen). Schlussendlich landete ich nach einem sehr kurzen Flug in Quy Nhon, wo mich Anna, Jönu und Thömu bereits erwarteten. Sie haben sich mit den Rollern auf die lange Fahrt begeben um mich abzuholen. Wir erreichten den paradiesischen Ort rechtzeitig zum Essen. Die folgenden Tage war am Strand rumdümpeln, Frisbee spielen und eine Rollertour in die Stadt angesagt. Im Life’s a beach gefiel es mir so gut, dass ich nach der Abreise von den Dreien gleich noch ein paar Tage blieb und mal anfing meine Umfrage auszuwerten und den Bericht zu schreiben. Natürlich mit herrlichen Strandpausen. Eines Tages hatte ich überhaupt keine Lust zu schreiben, so beschloss ich schlussendlich das Paradies zu verlassen und nach Hoi An weiter zu reisen. Diese Reise verlief einigermassen normal und ich erreichte das wunderschöne Städtchen am späten Nachmittag. Ich landete bei einem netten Hotel bei einer überfreundlichen Dame. Hoi An hat mich ein bisschen an Paris erinnert. Hübsche Laternen und Lämpchen zieren die alten farbenfrohen Gebäude und tagsüber spielt überaus sanfte Musik durch die ruhigen Strassen. Am Markt gibt’s die typischen Souvenirs.
Praktisch allgegenwärtig sind hier die Strohhüte. Ich hielt das immer für ein Klischee, da diese Hüte in Kambodscha nur selten anzutreffen sind. Hier kommt man überhaupt nicht drum herum und wenn der Rucksack nicht sowieso schon voll wäre, würde man sich wahrscheinlich verleiten lassen so ein Ding zu kaufen.
Auf den Feldern war die Reisernte in vollem Gange. Das läuft in etwa gleich ab wie das Dreschen in der Schweiz, nur dass die Erntemaschinen etwas altmodischer und kleiner sind. Der Reis wird in Säcke abgepackt und das Stroh zu Bündeln zusammen gebunden und nach Hause transportiert. Die Reste werden verbrannt, wodurch ein ständiger Rauch über den Feldern lag.
Einmal fuhr ich von Hoi An nach Da Nang, die nächst grössere Stadt. Ich war erstaunt wie modern diese Stadt.
Ansonsten weiss ich eigentlich gar nicht viel von Vietnam zu erzählen. Die meiste Zeit verbrachte ich am Strand oder im Bus. So nach dem hier altbekannten Motto „same same but different“ kam mir Vietnam im Vergleich zu Kambodscha vor. In vielem so ähnlich und doch komplett anders.

Nun zur Rückreise nach Kambodscha: Da ich ja mal noch ein bisschen was für die Arbeit machen sollte und einen Monat Ferien schon ein bisschen Luxus ist, beschloss ich mal wieder zurück zu kehren. Mit dem Nachtbus sollte ich von Hoi An nach Pleiku gelangen. Pick up um 18.00 beim Hotel. 17.15 Bus wartet vor dem Hotel – hastiges zusammenpacken und einsteigen. Fahrt in Stadt und Aufregung, dass ich keine Quittung fürs Ticket hatte - ging irgendwie vergessen. Kein Problem, sind ja flexibel. Einsteigen in anderen Bus, abholen von zwei Deutschen ausserhalb der Stadt. Rückfahrt in Stadt und abholen einer australisch-akzentigen überdrehten Engländerin. Rausschmiss in der Pampa – nur ich, ein Haus, eine Frau und zwei Kinder. Warten. Auf Busticket steht Abfahrt 19.00. Frau sagt Bus kommt 19.30. Warten. Kleines Mädchen, sah aus wie 6-jährig, nähert sich schüchtern und fragt nach meinem Namen, Alter, Herkunft und weiteren Standardfragen. Sie war 11 und Vietnamesin (welch eine Überraschung). Warten. Dunkel. Telefonanruf ich soll der Frau folgen. Alles auf Roller packen zurück in die Stadt. Auf lächerlich winzigen Plastikstuhl setzen und … na was wohl… warten. Endlich ist’s 19.30. Kein Bus weit und breit. 19.45 Wann kommt den jetzt der Bus? Der alte Mann erklärt grinsend um 20.00. Kopfschmerzen. Warten. 20.10 Bus kommt. Rein mit Gepäck und ab ins Bett. Toilette? Bin ja erst seit 3 Stunden am Rumsitzen, geht schon noch… 23.30 jetzt nicht mehr. Nach vorne schleichen durch wiederum lächerlich schmalen Gang. Toilette? Bus hält an, lässt mich raus, weit und breit kein Busch, ist ja dunkel, kein Problem. Weiter geht’s. 5.30 Stopp – alles raus. Ratlos dastehend, Hilfe suchend und Taxifahrer abwimmelnd. Schlussendlich doch Mototaxi - bringt mich zu Bus nach Banlung. Während ich VIP-Platz in der ersten Reihe hatte, quetschten sich hinten dran 5 ausgewachsene Männer zwischen den Mehlsäcken zusammen. Grenze zu Kambodscha. Erstmal frühstücken. Umsteigen auf vollbeladenes Gemüseauto. Passkontrolle, kritischer Blick auf mein Businessvisum für Kambodscha und Ratlosigkeit wieso ein Ausländer von Kambodscha nach Vietnam und wieder nach Kambodscha reist. Nachdem er meine Ausführungen nicht verstanden hatte, liess er mich ziehen. 20 Meter weiter, Passkontrolle. 50 Meter weiter, Passkontrolle Kambodschanische Seite. 20 Meter weiter, Passkontrolle und geliebte Zettel ausfüllen. Keine Panik ich verlasse das Land bestimmt irgendwann wieder. Home sweet home, endlich versteh ich wieder 3 Wörter.

Zurück im regnerisch-kalten Ratanakiri, Endspurt! Fleissig schreiben, noch ein paar Interviews und dann ab nach Hause!

Dienstag, 1. September 2015

Als Tourist unterwegs

Ich muss sagen es ist gar nicht so einfach den Touristenmodus einzuschalten. In den letzten zwei Wochen habe ich Kambodscha auf eine ganz andere Weise kennen gelernt und dies gefällt mir nur bedingt. Es war toll auch mal die richtig berühmten Orte zu sehen, aber es war auch unendlich anstrengend. Andere Touristen nerven einen von morgens bis abends, die sonst so herzlichen Kambodschaner sind eher unfreundlich und desinteressiert und die hochgelobten „Attraktionen“ sind trauriger weise nur gering löblich. Aber beginnen wir doch am Anfang unserer Reise.

Phnom Penh: Da ich die gängigen Attraktionen bereits besichtigt hatte und ich diese Stadt nicht so sehr mag, beschlossen wir nicht allzu viel Zeit an diesem Ort zu „verschwenden“. Wir besichtigten den Royal Palace (der wirklich noch so sehenswert ist), die Killing fields (traurig aber interessant) und natürlich die Märkte.

Kep: ein verträumtes Städtchen am Meer. Es hat nur einen Strand, aber ist für Binnenländler selbstverständlich auch schon das höchste der Gefühle. Kaum aus dem Bus gestiegen wurden wir – wie immer – von übereifrigen TukTuk-Fahrern belagert und ein paar Typen, die uns in ihr Guesthouse bringen wollten. Einer davon war ein Franzose, der natürlich den „Westler-Bonus“ mit sich brachte. Sein Guesthouse Kepmandou ist ein sehr charmant-rustikales Häuschen direkt am Meer. Am nächsten Tag gingen wir von Kep auf die Rabbit Island – ein Paradies auf Erden. Die kleine Nussschale von Boot kämpfte sich durch die hohen Wellen und brachte uns an einen wunderschönen Strand, in herrliche Ruhe und zu gutem Essen. Kep steht für Krabben und ist deshalb auch sehr berühmt, es ist quasi ein Muss dort Krabben zu essen. Glücklicherweise hatte ich von meinem ersten Kep-Besuch ein bisschen Übung im Krabben knacken und konnte meinem Mami und Damaris einigermassen zeigen, wo sich denn das bisschen Fleisch versteckt. Zu unserem Elend holten wir uns auch einen wunderbaren Sonnenbrand, trotz gewissenhaftem eincremen.

Sihanoukville: Dank unserer schmerzenden Röte, beschlossen wir einige Badetage auszusetzen. Wir trafen Irene, eine Bekannte von Damaris und sie zeigte uns ihre spannende Arbeit mit jungen Frauen, die eine Nähausbildung erhalten um von der Prostitution weg zu kommen. Mehr Infos unter http://www.hilfefuerkambodscha.org/ - sehr interessant, lesens- und unterstützungswert! Natürlich mussten wir auch hier den Markt besuchen und konnten uns vor traumhaften Kleidern kaum retten. Im Backpacker Heaven hatten wir ein riesen Zimmer mit Meerblick.

Koh Rong Samloem: Diese Insel liegt einige Kilometer vor Sihanoukville und ist der etwas unbekanntere und kleinere Bruder der Insel Koh Rong. Mit der Speed Ferry kommt man dahin und sie ist wirklich speedy! Sie kämpft sich mit hoher Geschwindigkeit durch die Wellen, ganz zum Leid der Mägen einiger Fahrgäste. Wir kamen in einem hübschen kleinen zweistöckigen Bungalow mit einem halsbrecherischen Treppchen unter. Nebst dem schönen Strand, einer Dschungelwanderung in Flipflops, blöden Touristen, griesgrämigen Einheimischen und Regenwetter gibt es davon nicht viel zu erzählen.

Siem Reap: unsere letzte Station! Zuerst besuchten wir natürlich den Markt, oder auch Shopping-Himmel. Unendlich viele Kleider, Souvenirs, Andenken, Blingbling, Kitsch und Ramsch! Einfach toll! :) Am nächsten Tag gingen wir nach Angkor, da wir etwas faul sind, liessen wir uns vom TukTuk dahin bringen und zwischen den verschiedenen Tempeln umher chauffieren. Das war eine sehr gute Idee, denn in den Tempeln kann man ganz schön weit rumlaufen und Treppen steigen bei angenehmen 35° C. Wir besuchten Angkor Wat, Bayon & Ta Prohm. Im letzteren wurde Tomb Raider gedreht. Auch wenn ich etwas enttäuscht war, dass diese riesige Halle gar nicht existiert ;), waren wir doch sehr von der Natur beeindruckt, die sich hier ihren rechtmässigen Platz zurück erobert. Die riesigen Wurzeln der übermächtigen Bäume schlängeln sich unaufhaltsam durch das alte Mauerwerk und ist auf jeden Fall sehenswert! Durch einen Flyer wurden wir auf ein Konzert von Beat Richner aufmerksam gemacht. Ein Schweizer Kinderarzt und berühmter Cellist der seit über 20 Jahren in Kambodscha arbeitet. Jeden Samstagabend gibt er ein Konzert und informiert über das Kinderspital Kantha Bopha. Die Kinder werden hier gratis behandelt, da sich die Familien die Behandlung meist nicht leisten können. Dies wird zu 85% von privaten Spendern finanziert. Die fünf Kantha Bopha Spitäler in Kambodscha haben bei der höchsten Heilungsrate die tiefsten Behandlungskosten. Weitere Infos unter http://www.beat-richner.ch/ - auch dies sehr interessant & unterstützungswert!
Eines der empfohlenen Tagesziele in Siem Reap ist das geflutete Dorf auf dem Tonle Sap See. Wir freuten uns auf eine schöne Bootstour, obwohl der Preis von 20$ doch schon ziemlich happig war. Auf dem Boot erklärte uns ein Guide ein bisschen was von dem Dorf, z.B. dass hier 120 Waisenkinder in der Schule leben und dass man die Schule besichtigen und den Kindern Reis spenden kann. Beim Dorfladen konnten wir aussteigen und der Verkäufer erklärte uns, dass ein 50kg Sack Reis für 350 Kinder Essen für einen Tag liefert. Alles schön und gut, aber die Idee war, dass man so einen 50kg Sack für 50$ kauft. Der teuerste und beste Reis kostet 3000 Riel pro kg, so kostet ein ganzer Sack umgerechnet max. 37$ und wenn man nichts hat gibt man sich auch mit dem billigeren Reis zufrieden. Nun ja, da ich die Tricks der Touristenausbeutung schon ein bisschen kenne, haben wir den Laden unbeeindruckt wieder verlassen und gingen weiter durchs Dorf. An einer anderen Stelle sagte der Guide wir könnten mit einem kleinen Boot in den Mangroven-Wald fahren und das sei wunderschön usw. Auch das glaubten wir sofort, aber dieser Spass hätte nochmals 20$ pro Person gekostet, was es uns nicht wert war. Der Fluss mündet in den grossen Tonle Sap See und da drehten wir eine winzige Runde und fuhren zurück. Der Guide fragte nochmals ob wir die Schule sehen wollen oder den Mangroven-Wald. Bei einem Restaurant konnten wir dann noch die Fisch- und Krokodilfarm besichtigen. Das Fischbecken war winzig klein und es hätten wohl kaum mehr Fische darin Platz gefunden. Das Krokodilbecken war etwas grösser, jedoch auch völlig überbevölkert. Im Shop kannst du dann gleich kleine ausgestopfte Krokodile, Taschen und Portemonnaies kaufen. Also artgerechte Tierhaltung sieht anders aus… Als wir schlussendlich auf den Steg zusteuerten, meinte der Guide wir könnten dem Bootsfahrer noch ein Trinkgeld geben, nur 5$ pro Person. Auch diese nette Aufforderung ignorierten wir und verschwanden so schnell wie möglich von diesem schrecklichen Ort. Für alle die jemals nach Siem Reap gehen wollen, diesen Ausflug könnt ihr euch sparen!! Etwas frustriert von diesem Reinfall überlegten wir, was wir noch machen könnten. Da gibt es noch einen Zirkus, der uns interessiert hätte. Der Rezeptionist des Hotels meinte jedoch es sei nicht so toll und empfahl uns eine Apsara Tanzshow, der traditionell kambodschanische Tanz, zu besuchen. Für 10$ pro Person bekamen wir ein riesen Buffet mit allen Khmer-Gerichten und eine tolle Tanzshow mit Live-Musik geboten. Das hat unseren Tag gerettet und gleichzeitig noch einen besseren Eindruck der kambodschanischen Kultur und Tradition geboten.



Jetzt geht unsere Reise dem Ende zu. Wir sind zurück in Phnom Penh, wo ich mein Mami und Damaris wieder auf den Flughafen bringen muss. Ich gehe gleich weiter nach Vietnam und treffe meine Freunde Anna und Jonas :).