Ich muss sagen es ist gar nicht so einfach den
Touristenmodus einzuschalten. In den letzten zwei Wochen habe ich Kambodscha
auf eine ganz andere Weise kennen gelernt und dies gefällt mir nur bedingt. Es
war toll auch mal die richtig berühmten Orte zu sehen, aber es war auch
unendlich anstrengend. Andere Touristen nerven einen von morgens bis abends,
die sonst so herzlichen Kambodschaner sind eher unfreundlich und
desinteressiert und die hochgelobten „Attraktionen“ sind trauriger weise nur
gering löblich. Aber beginnen wir doch am Anfang unserer Reise.
Phnom Penh: Da ich die gängigen Attraktionen bereits
besichtigt hatte und ich diese Stadt nicht so sehr mag, beschlossen wir nicht
allzu viel Zeit an diesem Ort zu „verschwenden“. Wir besichtigten den Royal
Palace (der wirklich noch so sehenswert ist), die Killing fields (traurig aber
interessant) und natürlich die Märkte.
Kep: ein verträumtes Städtchen am Meer. Es hat nur einen
Strand, aber ist für Binnenländler selbstverständlich auch schon das höchste
der Gefühle. Kaum aus dem Bus gestiegen wurden wir – wie immer – von
übereifrigen TukTuk-Fahrern belagert und ein paar Typen, die uns in ihr
Guesthouse bringen wollten. Einer davon war ein Franzose, der natürlich den
„Westler-Bonus“ mit sich brachte. Sein Guesthouse Kepmandou ist ein sehr
charmant-rustikales Häuschen direkt am Meer. Am nächsten Tag gingen wir von Kep
auf die Rabbit Island – ein Paradies auf Erden. Die kleine Nussschale von Boot
kämpfte sich durch die hohen Wellen und brachte uns an einen wunderschönen
Strand, in herrliche Ruhe und zu gutem Essen. Kep steht für Krabben und ist
deshalb auch sehr berühmt, es ist quasi ein Muss dort Krabben zu essen.
Glücklicherweise hatte ich von meinem ersten Kep-Besuch ein bisschen Übung im
Krabben knacken und konnte meinem Mami und Damaris einigermassen zeigen, wo
sich denn das bisschen Fleisch versteckt. Zu unserem Elend holten wir uns auch
einen wunderbaren Sonnenbrand, trotz gewissenhaftem eincremen.
Sihanoukville: Dank unserer schmerzenden Röte, beschlossen
wir einige Badetage auszusetzen. Wir trafen Irene, eine Bekannte von Damaris
und sie zeigte uns ihre spannende Arbeit mit jungen Frauen, die eine
Nähausbildung erhalten um von der Prostitution weg zu kommen. Mehr Infos unter http://www.hilfefuerkambodscha.org/
- sehr interessant, lesens- und unterstützungswert! Natürlich mussten wir auch
hier den Markt besuchen und konnten uns vor traumhaften Kleidern kaum retten. Im
Backpacker Heaven hatten wir ein riesen Zimmer mit Meerblick.
Koh Rong Samloem: Diese Insel liegt einige Kilometer vor
Sihanoukville und ist der etwas unbekanntere und kleinere Bruder der Insel Koh
Rong. Mit der Speed Ferry kommt man dahin und sie ist wirklich speedy! Sie
kämpft sich mit hoher Geschwindigkeit durch die Wellen, ganz zum Leid der Mägen
einiger Fahrgäste. Wir kamen in einem hübschen kleinen zweistöckigen Bungalow
mit einem halsbrecherischen Treppchen unter. Nebst dem schönen Strand, einer
Dschungelwanderung in Flipflops, blöden Touristen, griesgrämigen Einheimischen
und Regenwetter gibt es davon nicht viel zu erzählen.
Siem Reap: unsere letzte Station! Zuerst besuchten wir
natürlich den Markt, oder auch Shopping-Himmel. Unendlich viele Kleider,
Souvenirs, Andenken, Blingbling, Kitsch und Ramsch! Einfach toll! :) Am
nächsten Tag gingen wir nach Angkor, da wir etwas faul sind, liessen wir uns
vom TukTuk dahin bringen und zwischen den verschiedenen Tempeln umher
chauffieren. Das war eine sehr gute Idee, denn in den Tempeln kann man ganz
schön weit rumlaufen und Treppen steigen bei angenehmen 35° C. Wir besuchten
Angkor Wat, Bayon & Ta Prohm. Im letzteren wurde Tomb Raider gedreht. Auch
wenn ich etwas enttäuscht war, dass diese riesige Halle gar nicht existiert ;),
waren wir doch sehr von der Natur beeindruckt, die sich hier ihren rechtmässigen
Platz zurück erobert. Die riesigen Wurzeln der übermächtigen Bäume schlängeln
sich unaufhaltsam durch das alte Mauerwerk und ist auf jeden Fall sehenswert!
Durch einen Flyer wurden wir auf ein Konzert von Beat Richner aufmerksam
gemacht. Ein Schweizer Kinderarzt und berühmter Cellist der seit über 20 Jahren
in Kambodscha arbeitet. Jeden Samstagabend gibt er ein Konzert und informiert
über das Kinderspital Kantha Bopha. Die Kinder werden hier gratis behandelt, da
sich die Familien die Behandlung meist nicht leisten können. Dies wird zu 85%
von privaten Spendern finanziert. Die fünf Kantha Bopha Spitäler in Kambodscha
haben bei der höchsten Heilungsrate die tiefsten Behandlungskosten. Weitere
Infos unter http://www.beat-richner.ch/
- auch dies sehr interessant & unterstützungswert!
Eines der empfohlenen Tagesziele in Siem Reap ist das geflutete Dorf auf dem
Tonle Sap See. Wir freuten uns auf eine schöne Bootstour, obwohl der Preis von
20$ doch schon ziemlich happig war. Auf dem Boot erklärte uns ein Guide ein
bisschen was von dem Dorf, z.B. dass hier 120 Waisenkinder in der Schule leben
und dass man die Schule besichtigen und den Kindern Reis spenden kann. Beim
Dorfladen konnten wir aussteigen und der Verkäufer erklärte uns, dass ein 50kg
Sack Reis für 350 Kinder Essen für einen Tag liefert. Alles schön und gut, aber
die Idee war, dass man so einen 50kg Sack für 50$ kauft. Der teuerste und beste
Reis kostet 3000 Riel pro kg, so kostet ein ganzer Sack umgerechnet max. 37$
und wenn man nichts hat gibt man sich auch mit dem billigeren Reis zufrieden.
Nun ja, da ich die Tricks der Touristenausbeutung schon ein bisschen kenne,
haben wir den Laden unbeeindruckt wieder verlassen und gingen weiter durchs
Dorf. An einer anderen Stelle sagte der Guide wir könnten mit einem kleinen
Boot in den Mangroven-Wald fahren und das sei wunderschön usw. Auch das
glaubten wir sofort, aber dieser Spass hätte nochmals 20$ pro Person gekostet,
was es uns nicht wert war. Der Fluss mündet in den grossen Tonle Sap See und da
drehten wir eine winzige Runde und fuhren zurück. Der Guide fragte nochmals ob
wir die Schule sehen wollen oder den Mangroven-Wald. Bei einem Restaurant
konnten wir dann noch die Fisch- und Krokodilfarm besichtigen. Das Fischbecken
war winzig klein und es hätten wohl kaum mehr Fische darin Platz gefunden. Das
Krokodilbecken war etwas grösser, jedoch auch völlig überbevölkert. Im Shop
kannst du dann gleich kleine ausgestopfte Krokodile, Taschen und Portemonnaies
kaufen. Also artgerechte Tierhaltung sieht anders aus… Als wir schlussendlich
auf den Steg zusteuerten, meinte der Guide wir könnten dem Bootsfahrer noch ein
Trinkgeld geben, nur 5$ pro Person. Auch diese nette Aufforderung ignorierten
wir und verschwanden so schnell wie möglich von diesem schrecklichen Ort. Für
alle die jemals nach Siem Reap gehen wollen, diesen Ausflug könnt ihr euch
sparen!! Etwas frustriert von diesem Reinfall überlegten wir, was wir noch
machen könnten. Da gibt es noch einen Zirkus, der uns interessiert hätte. Der
Rezeptionist des Hotels meinte jedoch es sei nicht so toll und empfahl uns eine
Apsara Tanzshow, der traditionell kambodschanische Tanz, zu besuchen. Für 10$
pro Person bekamen wir ein riesen Buffet mit allen Khmer-Gerichten und eine tolle
Tanzshow mit Live-Musik geboten. Das hat unseren Tag gerettet und gleichzeitig
noch einen besseren Eindruck der kambodschanischen Kultur und Tradition
geboten.
Jetzt geht unsere Reise dem Ende zu. Wir sind zurück in
Phnom Penh, wo ich mein Mami und Damaris wieder auf den Flughafen bringen muss.
Ich gehe gleich weiter nach Vietnam und treffe meine Freunde Anna und Jonas :).
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