Meine Busreise von Phnom Penh nach Ho-chi-minh startete um 4 Uhr morgens.
Für einmal waren die Strassen von Phnom Penh ziemlich leer. Im Bus sass ich
neben einem Vietnamesen der sich offensichtlich darüber nervte, dass
ausgerechnet er neben dem einzigen Ausländer im Bus sitzen muss. Aus
irgendeinem Grund musste vor der Abfahrt noch der halbe Bus den Platz tauschen,
da sich offensichtlich einfach alle am falschen Ort hingesetzt haben. Natürlich
war nun der Gang, der in etwa so breit wie der Hausgang einer Mäusefamilie war,
von ratlos rumstehenden Passagieren verstopft und aus irgendeinem
unerfindlichen Grund konnte sich niemand an seinen Platz setzen bis der
Ausländer unsanft darauf hingewiesen wurde, sich an allen vorbei zu quetschen
und an den richtigen Platz zu setzen. Das waren meine ersten Eindrücke von den
Vietnamesen (war eine vietnamesische Buskompanie). Nach etwa 3 Stunden kamen
wir an der Grenze an wo plötzlich alle ihr Zeug packten und ausstiegen. Da ich
über einen ausgeprägten Herdeinstinkt verfüge trottete ich den anderen wohl
oder übel hinterher. Nach etwa 20 Metern stiegen alle wieder in den Bus um nach
weiteren 20 Metern fahrt wieder auszusteigen und sich nun auch das grosse
Gepäck zu schnappen. Wieder folgte ich nichts wissend meinen Weggenossen.
Niemand hielt es für nötig vielleicht mal zu erklären was abgeht, wozu auch,
sehe es ja gleich selber. Pass- und Gepäckkontrolle war angesagt, was
erstaunlicherweise gut verlief. Nach weiteren paar Stunden kamen wir in
Ho-chi-minh an. Irgendwo liessen sie mich schlussendlich raus und schon kam ein
Mototaxi daher um mich zum Flughafen zu bringen. Nachdem geklärt war, dass er
100 Dong und nicht 100 Dollar für die Fahrt will, überreichte er mir den
äusserst stilsicheren „Helm“ (ich glaube jeder Schweizer Fahrradhelm ist
sicherer als diese lächerlichen Nussschalen). Schlussendlich landete ich nach einem
sehr kurzen Flug in Quy Nhon, wo mich Anna, Jönu und Thömu bereits erwarteten.
Sie haben sich mit den Rollern auf die lange Fahrt begeben um mich abzuholen.
Wir erreichten den paradiesischen Ort rechtzeitig zum Essen. Die folgenden Tage
war am Strand rumdümpeln, Frisbee spielen und eine Rollertour in die Stadt
angesagt. Im Life’s a beach gefiel es mir so gut, dass ich nach der Abreise von
den Dreien gleich noch ein paar Tage blieb und mal anfing meine Umfrage
auszuwerten und den Bericht zu schreiben. Natürlich mit herrlichen
Strandpausen. Eines Tages hatte ich überhaupt keine Lust zu schreiben, so
beschloss ich schlussendlich das Paradies zu verlassen und nach Hoi An weiter
zu reisen. Diese Reise verlief einigermassen normal und ich erreichte das
wunderschöne Städtchen am späten Nachmittag. Ich landete bei einem netten Hotel
bei einer überfreundlichen Dame. Hoi An hat mich ein bisschen an Paris
erinnert. Hübsche Laternen und Lämpchen zieren die alten farbenfrohen Gebäude
und tagsüber spielt überaus sanfte Musik durch die ruhigen Strassen. Am Markt gibt’s
die typischen Souvenirs.
Praktisch allgegenwärtig sind hier die Strohhüte. Ich hielt das immer für
ein Klischee, da diese Hüte in Kambodscha nur selten anzutreffen sind. Hier
kommt man überhaupt nicht drum herum und wenn der Rucksack nicht sowieso schon
voll wäre, würde man sich wahrscheinlich verleiten lassen so ein Ding zu
kaufen.
Auf den Feldern war die Reisernte in vollem Gange. Das läuft in etwa
gleich ab wie das Dreschen in der Schweiz, nur dass die Erntemaschinen etwas
altmodischer und kleiner sind. Der Reis wird in Säcke abgepackt und das Stroh
zu Bündeln zusammen gebunden und nach Hause transportiert. Die Reste werden
verbrannt, wodurch ein ständiger Rauch über den Feldern lag.
Einmal fuhr ich von Hoi An nach Da Nang, die nächst grössere Stadt. Ich
war erstaunt wie modern diese Stadt.
Ansonsten weiss ich eigentlich gar nicht viel von Vietnam zu erzählen.
Die meiste Zeit verbrachte ich am Strand oder im Bus. So nach dem hier
altbekannten Motto „same same but different“ kam mir Vietnam im Vergleich zu
Kambodscha vor. In vielem so ähnlich und doch komplett anders.
Nun zur Rückreise nach Kambodscha: Da ich ja mal noch ein bisschen was
für die Arbeit machen sollte und einen Monat Ferien schon ein bisschen Luxus
ist, beschloss ich mal wieder zurück zu kehren. Mit dem Nachtbus sollte ich von
Hoi An nach Pleiku gelangen. Pick up um 18.00 beim Hotel. 17.15 Bus wartet vor
dem Hotel – hastiges zusammenpacken und einsteigen. Fahrt in Stadt und Aufregung,
dass ich keine Quittung fürs Ticket hatte - ging irgendwie vergessen. Kein
Problem, sind ja flexibel. Einsteigen in anderen Bus, abholen von zwei
Deutschen ausserhalb der Stadt. Rückfahrt in Stadt und abholen einer
australisch-akzentigen überdrehten Engländerin. Rausschmiss in der Pampa – nur ich,
ein Haus, eine Frau und zwei Kinder. Warten. Auf Busticket steht Abfahrt 19.00.
Frau sagt Bus kommt 19.30. Warten. Kleines Mädchen, sah aus wie 6-jährig,
nähert sich schüchtern und fragt nach meinem Namen, Alter, Herkunft und weiteren
Standardfragen. Sie war 11 und Vietnamesin (welch eine Überraschung). Warten.
Dunkel. Telefonanruf ich soll der Frau folgen. Alles auf Roller packen zurück
in die Stadt. Auf lächerlich winzigen Plastikstuhl setzen und … na was wohl…
warten. Endlich ist’s 19.30. Kein Bus weit und breit. 19.45 Wann kommt den
jetzt der Bus? Der alte Mann erklärt grinsend um 20.00. Kopfschmerzen. Warten.
20.10 Bus kommt. Rein mit Gepäck und ab ins Bett. Toilette? Bin ja erst seit 3
Stunden am Rumsitzen, geht schon noch… 23.30 jetzt nicht mehr. Nach vorne
schleichen durch wiederum lächerlich schmalen Gang. Toilette? Bus hält an, lässt
mich raus, weit und breit kein Busch, ist ja dunkel, kein Problem. Weiter geht’s.
5.30 Stopp – alles raus. Ratlos dastehend, Hilfe suchend und Taxifahrer
abwimmelnd. Schlussendlich doch Mototaxi - bringt mich zu Bus nach Banlung. Während
ich VIP-Platz in der ersten Reihe hatte, quetschten sich hinten dran 5
ausgewachsene Männer zwischen den Mehlsäcken zusammen. Grenze zu Kambodscha.
Erstmal frühstücken. Umsteigen auf vollbeladenes Gemüseauto. Passkontrolle, kritischer Blick auf mein Businessvisum für Kambodscha und Ratlosigkeit wieso
ein Ausländer von Kambodscha nach Vietnam und wieder nach Kambodscha reist.
Nachdem er meine Ausführungen nicht verstanden hatte, liess er mich ziehen. 20
Meter weiter, Passkontrolle. 50 Meter weiter, Passkontrolle Kambodschanische
Seite. 20 Meter weiter, Passkontrolle und geliebte Zettel ausfüllen. Keine Panik
ich verlasse das Land bestimmt irgendwann wieder. Home sweet home, endlich
versteh ich wieder 3 Wörter.
Zurück im regnerisch-kalten Ratanakiri, Endspurt! Fleissig schreiben, noch ein paar Interviews und dann ab nach Hause!