Dienstag, 23. Juni 2015

Ein Tag im Dschungel – Kalay Community Protected Area

20. Juni

Ich habe mich ganz spontan für ein Dschungel-Trekking entschieden. Abends um 20.00 rief ich den Tourguide an, dass ich die Tour machen möchte und er arrangierte alles für mich. Am Samstag ging es um 8.30 los in Richtung Kalay. Da nun die Regenzeit doch langsam beginnt, war die erdige Strasse eine einzige Rutschbahn.
Nach einem kurzen Halt im Dorf, überreichte mir Blanket - ja, er heisst wirklich so – eine Flasche Wasser und ich zog mir mal die Regenkleidung an, da es wieder zu tröpfeln begann. Ein kurzer Marsch durchs Dorf, vorbei an der Grundschule und dem Gemeindehaus, erklärte mir Blanket, dass in diesem Distrikt vor allem die ethnische Minderheit Kreung vertreten ist. Der weitere Weg führte durch eine der vielen Cashew-Plantagen und noch ein paar Schritte weiter waren wir schon im Dschungel. Die Tour war angenehm zu wandern, es ging paarmal rauf und dann wieder runter, durch kleine Bäche und an abgeholzten Feldern vorbei. Zwischen den abgebrannten Baumstrünken beginnt der Mais zu wachsen, wobei diese Felder aber ziemlich trostlos aussehen. Einige Bauern waren dabei ein Haus zu bauen.
Nach ca. einer Stunde gab es die erste Pause. Blanket hatte in seinem Rucksack allerhand versteckt. So fischte er einen Sack mit den tollen Rambutan – eine Litchi-ähnliche Frucht -  heraus. Bei der nächsten Pause an einem kleinen Bach kamen noch Bananen dazu. Leider konnten wir dabei keine Affen anlocken. Auf die Affen konnten wir nur einen ganz kurzen Blick erhaschen, bevor sie schon in den Baumwipfeln verschwanden.
Die Mittagspause war am Schlafplatz, für diejenigen, die eine 2-tägige Tour machen. Es hatte sogar einen „Swimmingpool“, ein kleine Becken im Bach, ca. einen Meter tief. Immerhin war das Wasser schön kühl, da trotz bewölktem Wetter die Temperaturen bereits wieder anstiegen. Später gesellte sich noch Blankets Onkel mit einer amerikanischen Touristin dazu.
Der Weg zurück zum Dorf war beschwerlicher und ein ziemliches auf und ab, durch dichteres Gehölz. Immerhin trafen wir noch auf eine wunderschön schwarz-gelb leuchtende Spinne und auf ein paar Geckos. Dann hatte es sich jedoch schon mit dem „Wildlife“. Während des ganzen Tages hörten wir die Dschungelmusik von Fröschen und Vögeln gespielt, oder Blanket gab eines seiner selbstkomponierten Lieder zum Besten.
Immerhin war auch Blanket gegen den Schluss hin ziemlich müde und ich war froh, dass ich nicht gleich 2 Tage gebucht hatte. So nach 2 Monaten mehr oder weniger rumdümpeln, war es doch ein rechter Marsch.

Am Ende des Marschs machten wir noch einen kurzen halt bei seiner Familie. Die Mutter bot mir Klebreis an und wir machten eine kurze Pause, bevor es mit der Rutschpartie auf dem Roller zurück nach Banlung ging.

Beginn der Arbeit in Ouyadav und Lumphat

Das Projekt arbeitet in 4 Distrikten der Provinz Ratanakiri. Die grössten sind Lumphat und Ouyadav. In Koun Mom gab es Probleme mit Überschwemmungen der Futterpflanzen, deshalb gibt es nicht mehr so viele Projektbetriebe und in Ou Chum begann das Projekt erst im Jahr 2014 zu arbeiten.
Für den Anfang fokussierten wir deshalb auf die ersten beiden Distrikte. Lumphat ist etwa 30 km von Banlung entfernt, die einzelnen Betriebe liegen entlang der grossen Hauptstrasse. Hier werden Pfeffer, Gummibäume, Cashew, Cassava, Reis und Sojabohnen angebaut. Die meisten Betriebe haben 2-7 Rinder, ein paar Hühner und Büffel. Im sonst eher hügeligen Ratanakiri, ist Lumphat eher flach und gut geeignet für den Reisanbau. Hier leben mehrere verschiedene ethnische Minderheiten. Die Futterpflanzen wachsen auf den meisten Projektbetrieben nach der Trockenzeit schön nach. Einige hatten sogar die Möglichkeit zu bewässern. Auf einem Betrieb sah die Futterfläche ziemlich trostlos aus. Der Bauer hatte einen Motorradunfall und lag im Spital. Die Familie liess dann alle Tiere frei rumgrasen und kümmerte sich nicht mehr um die Futterpflanzen.
Ouyadav liegt knapp 50 km von Banlung entfernt. Hier leben vor allem Leute der Cha Ray Minderheit. Diese Gruppe lebt in Dörfern, die Häuser sehr eng aneinander gereiht. Das Kulturland liegt deshalb weiter entfernt und rund ums Haus hat es nur wenig Platz für Futterpflanzen. Die meisten Betriebe halten Kühe, Büffel, Schweine und Hühner. Am Morgen sind die Tiere alle noch auf den Strassen im Dorf und man muss sich vor den recht imposanten Büffeln in Acht nehmen. Ansonsten bauen sie auch hier Pfeffer, Cashew, Gummibäume und Cassava an. In der hügeligen und höher gelegenen Gegend eignet sich der Reisanbau weniger gut. Hier konnte ich schon zweimal eine Zeremonie miterleben. Bei der einen opferten sie einen kleinen Büffel und ein Schweinchen um Glück für eine Hochzeit zwischen zwei Verwandten zu erhalten. Die Tiere wurden totgeschlagen und verbrannt. Genaueres zu den Zeremonien und deren Hintergründe konnte ich noch nicht erfahren, da Ratha und Sela auch nicht mehr darüber wissen. Bei der zweiten Zeremonie war ein Mann durch einen Steinschlag verstorben. Zur Feier (!) des Tages wurde ein grosser Büffel geopfert, gelacht und viel Bier getrunken. Mir wurde erzählt, dass die Cha Ray nur Wasser aus ihrer eigenen Quelle trinken. Wenn man ihnen Trinkwasser bringt, schütten sie das aus und füllen die Flaschen mit ihrem eigenen Wasser. Wenn man die Bauern interviewt, geben wir ihnen meist eine Seife als kleines Dankeschön. Die Cha Ray benutzen die Seife um die Tiere zu waschen, da sie sich nicht verunreinigen wollen.
Es ist sehr spannend die unterschiedlichen Gebräuche und Kulturen kennen zu lernen. Vieles ist für mich noch unerklärlich und oft überkommt mich so ein schockiert-fasziniertes Gefühl, wenn ich solche Dinge sehe.

Für meine Arbeit konnte ich bis hierhin leider noch nicht viel machen. Am Anfang fehlten mir noch die nötigen Informationen und dann war mein Übersetzter Sela für zwei Wochen abwesend. In der Zeit habe ich mit Anna und Ratha bei den Bauern gearbeitet, oder Anna für ihre Arbeit geholfen. Bei einem Bauern in Lumphat halfen wir, einen neuen Stall zu bauen. Das fing an mit dem Holz sägen im Wald. Der Bauer hatte die Bäume bereits gefällt und begann dann mit nackten Füssen die Stämme auf zu sägen. So fabrizierte er nahezu perfekte Dachlatten und kleine Balken. Danach schleppten wir das Holz durch den Wald bis zum Einachser. Der Stall besteht hier aus einem Holzzaun und einem Dach. Wenn man bedenkt, dass man das ganze Holz so zum Betrieb karren muss, ist man schrecklich froh, dass es nicht noch mehr Holz braucht ;). Ein Gerüst für den Dachbau braucht man natürlich auch nicht, man kann ja ein bisschen klettern. Generell wird noch alles von Hand gemacht. Man gräbt Löcher für die Balken, sägt die Latten mit der Handsäge zurecht und nagelt sie schlussendlich an. Auf jeden Fall wussten wir am Abend, was wir gearbeitet hatten und das war doch schon ein gutes Gefühl.

Kratie – Delfine, Tempel und Fahrradtouren

9.-11. Mai

Wie im Beitrag „erster Monat in Phnom Penh“ erwähnt, waren wir an einem Wochenende in Kratie. Während der ungefähr 6 stündigen Busfahrt dahin, schallte erst typisch kambodschanische Musik (könnt mal auf youtube „Khmer Music“ eingeben oder so. Habe im Moment einen riesen Krampf mit dem Internet!) und dann ein äusserst hochstehender Actionfilm durch den Bus. Ich war sehr froh um meine eigene Musik. Ansonsten war es ganz angenehm. Der Bus war vollklimatisiert, sie verteilten Wasser und Feuchttücher und an den Stopps konnte man essen. Also ein rechter Komfort für 8$. Da gab es etwa grillierte „Heugümper“, Schnecken, Früchte, „duck-inside-eggs“ usw. ich entschied mich ganz konservativ für Bananenchips ;). Die „duck-inside-eggs“ scheinen hier eine Delikatesse zu sein. Das sind angebrütete Eier, die gekocht werden kurz bevor das Entlein schlüpft, also inklusive Federn und so. Ich hab’s noch nicht ausprobiert… soweit bin ich noch nicht.
In Kratie kamen wir am frühen Nachmittag an und suchten erstmal ein Guesthouse. Nicht wirklich schwierig, da es die alle paar Meter gibt. Danach machten wir uns gleich auf um die berühmten und extrem seltenen Süsswasserdelfine zu besuchen. Wir mieteten zwei Fahrräder und machten uns anhand einer skizzierten Karte auf den Weg. Es war toll endlich mal ein bisschen Natur rundherum zu haben und mal wieder selber rumfahren zu können. In Phnom Penh war das gar nicht so einfach.
Wir fuhren entlang des Mekong-Flusses, im Schatten der Bäume, an vielen kleinen Bauernhöfen vorbei. Sahen die Reisstrohstöcke, welche als Futter während der Trockenzeit dienen, viele Hühner frei herumrennen, ein paar Kühe rund ums Haus und Schweine unter den Häusern rumdümpeln. Ein herrlicher Anblick nach den Tagen in der Stadt. Alle paar Meter winkten uns Kinder und riefen mit ihren hohen Stimmchen „hello, hello, hellooooo!“. Nach, laut Karte, 15 km erreichten wir Kampi, wo man die Delfine sehen kann. Wir mieteten ein Boot und liessen uns auf den Fluss raus fahren. Nach einiger Zeit, stellte er den Motor ab und wir warteten. Kurz darauf konnten wir ein Schnauben hören und sahen den Rücken eines Delfins. Wir versuchten irgendwie ein paar gute Fotos von den Delfinen zu machen, es erwies sich jedoch als ziemlich schwierig. Sie tauchten in mehr oder weniger regelmässigen Abständen zusammen auf und zeigten uns immerhin ihre Schwanzflosse.
Auf dem Rückweg besichtigten wir noch den Tempel auf Sambok Hill. Nach der Fahrradfahrt stiegen wir noch unzählige Treppenstufen hoch, entlang der Mönchstatuen bis zum ersten Tempel rauf. Ich bin nicht wirklich ein grosser Fan von diesen Tempeln, da sie irgendwie alle gleich aussehen und ich lediglich die Statuen mehr oder weniger interessant finde. Auf dem Hügel waren mehrere Tempel und auf dem Rundweg gab es verschiedene Statuen. Zu Oberst fanden wir ein paar Nonnen mit einer Horde Katzen. Auf dem Weg zurück ins Guesthouse musste ich schon ziemlich kämpfen, es wurde langsam dunkel und ich war kurz vor dem verhungern.
In der Nacht stellten sie uns den Strom ab und es wurde unerträglich heiss. Ich gehe davon aus, dass sie vergessen hatten, dass wir da sind. Zum Glück hat ja auch hier jeder ein Handy und so konnte ich die Misere beheben.
Am nächsten Tag waren wir ziemlich erschöpft und es war extrem heiss. So entschieden wir uns ein Motorrad zu mieten. Wir gingen in einem Dorf spazieren, mit der Fähre auf die andere Flussseite, wieder zurück und dann mit der Fähre auf eine kleine Insel im Mekong. Da wir das Motorrad nicht mitnehmen konnten, mussten wir laufen. Wir haben nicht sehr viel von der Insel gesehen und gingen bald wieder zurück.

Kratie ist ein sehr ruhiges und verträumtes Städtchen. Der Ausflug hat sich gelohnt, wobei wir unsere Kräfte ein bisschen schlauer hätten einteilen sollen.

Umzug à la Cambodia

22.Mai – 24.Mai

In den folgenden Tagen fingen wir an Sachen zu kaufen für die Wohnung und gingen an einem Nachmittag die Wohnung von dem Baustaub befreien. In meiner Wohnung hatte sich’s offensichtlich ein Bauarbeiter „gemütlich“ gemacht und überliess mir dann (ob gewollt oder nicht, weiss nur er selbst) seine Matte fürs Bett und ein Bürste zum Putzen. Immerhin etwas weniger zum Einkaufen.
Die erste Schwierigkeit ergab sich, als ich in einer Selbstverständlichkeit eine Matratze kaufen wollte. Bei der Wohnungsbesichtigung wurde mir versichert, dass es Matratzen ganz billig (4$) zu kaufen gibt und dass das gaar kein Problem sei. Ratha erklärte mir dann, dass sie normalerweise nur auf dieser Matte schlafen. Die sieht in etwa so aus: 2 mm dünn, aus irgendeinem Gummigeflecht und hat nicht im Entferntesten irgendetwas mit einer Matratze zu tun – jede Yogamatte ist dicker! Ich denke ja grundsätzlich, dass ich ziemlich flexibel bin, hatte dann aber doch keine Lust jeden Morgen die Knochen meines Skeletts wieder einzeln an ihren Platz zu rücken. Und schliesslich bin ich ja reich, da kann ich mir auch eine Matratze leisten! Und ein Kissen! An dem Tag kam ich mir ein bisschen snobistisch vor, wobei ich jetzt schon noch so froh um die paar Investitionen bin.
Weiter standen noch ein Tisch, ein Stuhl, paar Töpfe, Geschirr, ein Gaskocher, ein Gestell und ein Ventilator auf der Einkaufsliste. Wozu man einen Tisch und Stuhl braucht, war ihnen auch unverständlich. Man kann ja auf dem Boden sitzen. Jedenfalls kaufte ich mir all die sinnlosen und luxuriösen Gegenstände für meine erste eigene Wohnung :).
Kleiner Einschub: Anna hatte sich entschieden bei den Bauern zu wohnen und nur ab und zu in der Stadt bei mir zu übernachten, so hatte ich freie Hand bei der „Wohnungseinrichtung“.
Gleich um die Ecke bei unserer Wohnung gibt es einen Minimarkt. Da kann ich die wichtigsten Dinge wie Wasser, Reis, Eier und Gas einkaufen. Vor allem das Wasser, möchte ich nicht viel weiter schleppen, da so 20 Liter doch ein bisschen schwer sind ;). Immerhin habe ich ungefähr einmal wöchentlich ein bisschen Krafttraining.

Transportiert wurde die ganze Sache – selbstverständlich – mit dem Motorrad. Das sieht ungefähr so aus: der Fahrer hat so viel vorne zwischen seinen Beinen gestapelt, dass er noch knapp lenken und sehen kann. Der hinten drauf hat beide Hände vollgepackt und zwischen dem Fahrer und Beifahrer hat’s auch noch ganz viel Platz. Die Motorräder sind hier ja meistens noch mit Hacken und Körben versehen, wo man noch Tüten anhängen und verstauen kann. Beim Transport von Stuhl Tisch wurde es ab und zu schwierig, aber wir sind ja flexibel.

Sonntag, 21. Juni 2015

Ankunft in Banlung – erste Treffen mit Bauern & Wohnungssuche

18. Mai – 21. Mai

Damit wir eine ordentliche Einführung in das wilde, abgelegene und komplett unvergleichliche Ratanakiri erhalten konnten, kam das halbe Projektteam mit uns nach Banlung. Wir sind nun also vier Studenten, zwei Kambodschaner Ratha und Sela, die Deutsche Anna und ich, die hier die nächsten 5 Monate verbringen werden. Zusammen mit dem Projektteam waren wir in einem Guesthouse untergebracht. Am ersten Tag hatten wir gleich ein offizielles Meeting mit dem Provincial Departement of Agriculture, da trafen wir die lokalen Partner des Projekts. Ganz wichtig, waren natürlich die offizielle Vorstellungsrunde und das Gruppenfoto zum Schluss. Am Nachmittag und in den folgenden Tagen ging es dann zu den Projektbetrieben. So konnten wir uns ein erstes Bild von den Projektaktivitäten machen und erhielten gleich einige Informationen.
In der zweiten Nacht begann es zu regnen, worauf wir am Tag schon einige Transportschwierigkeiten hatten. So blieben wir beispielsweise mit dem Einachser-Traktor in einer riesen Pfütze stecken und dann ging es halt zu Fuss weiter.
Eines regnerischen Tages gingen wir nach den Betriebsbesuchen noch an den Yeak Laom Volcanic Lake (Vulkankratersee). Ein wunderschön kreisrunder See mitten im Wald (Google hat sehr schöne Bilder). Ein Elefant stand schon für den obligaten Touristenkick bereit. Essen gab es in einer der kleinen Hütten rund um den See. Danach konnten wir tatsächlich noch um den See laufen, was eigentlich ziemlich untypisch ist, wenn man mit Kambodschanern unterwegs ist. Ich wunder mich immer noch, wieso die Fettleibigkeit so tief ist ;). Keine Strecke ist zu kurz um das Motorrad zu nehmen… Anyway, wenn man sich mit dem Wasser des Sees wäscht, dann bringt das auf jeden Fall Glück und Zufriedenheit, wurde mir gesagt. Da es leider sehr regnerisch war, verzichteten wir auf ein Bad.

Ein weiterer wichtiger Programmpunkt war es, eine Unterkunft für uns zu finden. Für die reichen Europäer gab es erstmal die schönsten Wohnungen zu sehen. Schön möbliert, mit 2 riesen Betten (eines zum Schlafen und eines als Sofa – oder so…), Klimaanlage undundund. Völlig übertrieben und auch 100$. Nach einiger Erklärung, dass ein solcher Luxus unnötig ist und dass sogar europäische Studenten nicht unbedingt reich sind, zeigten sie uns das pure Gegenteil. Ich denke der Begriff „Loch“ passt hier ziemlich gut J. Immerhin hatte es ein Bettgestell. Und so eine tolle Toilette, wie man sie etwa auf Autobahnraststätten antrifft, also keine Schüssel, nur so ein Loch… Immerhin nur 35$. Okay die Ansprüche sind dann doch minim höher! Schlussendlich wurden wir zu einem neuen Gebäude gebracht, dass gerade noch fertig gestellt wurde. Auch hier hatte es ein Bettgestell drin und immerhin eine anständige Toilette. Uund, es hatte keine Müllhalde vor dem Haus – grosser Pluspunkt! Ratha und Sela gefiel es auf jeden Fall auch und so beschlossen wir hierhin zu ziehen.

Am nächsten Tag reiste das Projektteam wieder ab und so überliessen sie uns unserem Schicksal in der abgelegenen Wildnis. – Für die Stadtkinder von Phnom Penh ist es absolut unvorstellbar, dass man an einem abgelegenen Ort wie Ratanakiri wohnen kann. Diese Provinz ist bekannt für viele Wälder, viele verschiedene ethnische Minderheiten, schlechte Strassen, Bodenschätze und vor allem Abgeschiedenheit. So wie mir gesagt wurde, konnte ich weder mit Internet noch mit Strom rechnen. Nun ja, ich habe noch keinen Tag ohne Internet verbracht. Lediglich die regelmässigen Stromausfälle verhindern einen 100%igen Zugang zu Elektrizität.


So viel vornweg: wir leben noch und wir sind noch nicht vor Einsamkeit und Verlassenheit gestorben ;) & die Leute hier sind eigentlich auch ganz normal, gar nicht so anders und seltsam und unvergleichbar mit den restlichen Kambodschanern.

Willkommen auf meinem Blog! :)

Hallo zusammen!

Entgegen aller meiner Überzeugungen habe ich mich heute doch entschieden einen Blog zu schreiben. Ich möchte mit euch meine Erfahrungen und Erlebnisse hier in Kambodscha teilen, damit ihr einen besseren Einblick in mein Leben hier erhaltet. Zudem habe ich gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, sich das Leben hier nur anhand von Fotos und Aktivitäten vorzustellen. Ich werde hier nur wenige Bilder veröffentlichen, da das Internet meist schrecklich langsam ist, mehr Bilder gibt’s auf meinem Facebook-Profil, oder wenn ich wieder zu Hause bin ;)


Zu meinem Praktikum:
Im Rahmen meines Bachelor-Studiums in Agronomie – Internationale Landwirtschaft an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), bin ich ein halbes Jahr in Kambodscha um meine Bachelor Thesis zu schreiben und in einem Projekt mit zu arbeiten. Das Projekt wird von CIAT gemanagt, und mit lokalen staatlichen Partnern durchgeführt. Das Hauptziel des Projektes ist die Intensivierung der Tierproduktion, mit Fokus auf Rinder, Schweine und Hühner. Zu den Aktivitäten gehören der Anbau von Futterpflanzen und der Aufbau von Ställen. Es wird eng mit den Bauern zusammengearbeitet und ihnen gezeigt, wie man die einzelnen Aktivitäten am besten angeht und managt.
Da das Projekt im September nach 3 Jahren zu Ende geht, ist es nun meine Aufgabe zu schauen, welchen Einfluss das Projekt und dessen Aktivitäten auf das Leben der Projektbauern hat. Darüber schreibe ich dann meine Bachelorarbeit.

Da ich jetzt schon zwei Monate in Kambodscha bin, fallen vielleicht einige Berichte ein bisschen knapp aus. Wenn ihr mehr wissen wollt, dürft ihr gerne nachfragen :)

Erster Monat in Phnom Penh

21. April – 18. Mai

Meine Reise begann am 21. April in Phnom Penh, wo ich für knapp 2 Wochen eine Sprachschule besuchte. Ich hatte noch ordentlich mit dem Jetlag zu kämpfen und meine Verdauung fand die Hitze ganz und gar nicht toll. Im April kam ich von den noch eher winterlichen 12°C der Schweiz in die hitzigste und trockenste Zeit in Kambodscha. So quälte ich mich bei 36-39°C, nach schlafloser Reise durch die ersten paar Tage. Die Leute von der Sprachschule waren sehr nett, glücklicherweise arrangierten sie für mich das Essen und brachten mich zu den wichtigsten Touristenattraktionen. Die Sprachschule war nahe dem Russenmarkt. Niemand weiss genau, wieso er so genannt wird, jedenfalls ist er bei Touristen sehr beliebt.
Ich besuchte erstmals die klassischen Touristenattraktionen, wie den Königspalast oder das Killingfields Museum (Gefängnis aus dem Pol Pot Regime). Mir ist bis heute ein Rätsel, wie man sich in Phnom Penh zu Recht finden kann. Zugegeben, in Städten habe ich so viel Orientierungssinn wie ein blindes Huhn.
So nach zwei Wochen, hatte ich schon das erste Mal das Gefühl, dass ich mal gerne raus aufs Land würde. Phnom Penh hat schrecklich viele Leute, schrecklich viel Verkehr und dass man alle paar Meter gefragt wird ob man ein „Tuktuk“ braucht, zerrt mit der Zeit an den Nerven.
Nach den 2 Woche bekam ich Gesellschaft von Anna, eine deutsche Studentin, mit der ich die nächsten 5 Monate mehr oder weniger zusammen arbeiten werde. Ich zog dann mit ihr in ein Guesthouse um und wir widmeten uns die folgenden 4 Tage wieder den Touristenattraktionen. Da es allgemein in Kambodscha noch sehr wenige davon gibt - abgesehen von den unzähligen Tempeln – ging es halt wieder von vorne los.
Endlich war’s dann Zeit zur Uni umzuziehen, wo wir eine Einführung zum Projekt erhalten sollten. Wir erhielten sogar eigene Schreibtische im Büro. Aber eigentlich wussten wir jetzt gar nicht, was wir den eigentlich tun sollten, da wir noch keine Informationen für unsere Arbeiten hatten.
Das Uni-Guesthouse war ein wahrer Luxus. Nebst uns lebten noch ein Deutscher, ein Spanier und ein Franzose da. Wir teilten uns die Küche und eine Wohnzimmer, wobei wir eigentlich die anderen nur selten zu Gesicht bekamen.
Zwischen den ewigen Strom- und vor allem Internetausfällen erkundeten wir ein wenig den Campus. Zudem war noch gerade der Geburtstag vom König, was Anlass gab 3 Tage frei zu machen. So entschieden wir uns übers Wochenende nach Kratie zu fahren (mehr dazu später).
An einem der Feiertag waren wir in Koh Dach, eine Insel im Mekong, wo man in kleinen Hütten den Tag mit baden und essen verbringen kann.

Endlich war es dann Zeit nach Ratanakiri aufzubrechen! Eine 10-12 stündige Reise mit einem Bus erwartete uns.