Mittwoch, 16. September 2015

Vietnam: Strohhüte, dolce far niente & Reisen ins Ungewisse

Meine Busreise von Phnom Penh nach Ho-chi-minh startete um 4 Uhr morgens. Für einmal waren die Strassen von Phnom Penh ziemlich leer. Im Bus sass ich neben einem Vietnamesen der sich offensichtlich darüber nervte, dass ausgerechnet er neben dem einzigen Ausländer im Bus sitzen muss. Aus irgendeinem Grund musste vor der Abfahrt noch der halbe Bus den Platz tauschen, da sich offensichtlich einfach alle am falschen Ort hingesetzt haben. Natürlich war nun der Gang, der in etwa so breit wie der Hausgang einer Mäusefamilie war, von ratlos rumstehenden Passagieren verstopft und aus irgendeinem unerfindlichen Grund konnte sich niemand an seinen Platz setzen bis der Ausländer unsanft darauf hingewiesen wurde, sich an allen vorbei zu quetschen und an den richtigen Platz zu setzen. Das waren meine ersten Eindrücke von den Vietnamesen (war eine vietnamesische Buskompanie). Nach etwa 3 Stunden kamen wir an der Grenze an wo plötzlich alle ihr Zeug packten und ausstiegen. Da ich über einen ausgeprägten Herdeinstinkt verfüge trottete ich den anderen wohl oder übel hinterher. Nach etwa 20 Metern stiegen alle wieder in den Bus um nach weiteren 20 Metern fahrt wieder auszusteigen und sich nun auch das grosse Gepäck zu schnappen. Wieder folgte ich nichts wissend meinen Weggenossen. Niemand hielt es für nötig vielleicht mal zu erklären was abgeht, wozu auch, sehe es ja gleich selber. Pass- und Gepäckkontrolle war angesagt, was erstaunlicherweise gut verlief. Nach weiteren paar Stunden kamen wir in Ho-chi-minh an. Irgendwo liessen sie mich schlussendlich raus und schon kam ein Mototaxi daher um mich zum Flughafen zu bringen. Nachdem geklärt war, dass er 100 Dong und nicht 100 Dollar für die Fahrt will, überreichte er mir den äusserst stilsicheren „Helm“ (ich glaube jeder Schweizer Fahrradhelm ist sicherer als diese lächerlichen Nussschalen). Schlussendlich landete ich nach einem sehr kurzen Flug in Quy Nhon, wo mich Anna, Jönu und Thömu bereits erwarteten. Sie haben sich mit den Rollern auf die lange Fahrt begeben um mich abzuholen. Wir erreichten den paradiesischen Ort rechtzeitig zum Essen. Die folgenden Tage war am Strand rumdümpeln, Frisbee spielen und eine Rollertour in die Stadt angesagt. Im Life’s a beach gefiel es mir so gut, dass ich nach der Abreise von den Dreien gleich noch ein paar Tage blieb und mal anfing meine Umfrage auszuwerten und den Bericht zu schreiben. Natürlich mit herrlichen Strandpausen. Eines Tages hatte ich überhaupt keine Lust zu schreiben, so beschloss ich schlussendlich das Paradies zu verlassen und nach Hoi An weiter zu reisen. Diese Reise verlief einigermassen normal und ich erreichte das wunderschöne Städtchen am späten Nachmittag. Ich landete bei einem netten Hotel bei einer überfreundlichen Dame. Hoi An hat mich ein bisschen an Paris erinnert. Hübsche Laternen und Lämpchen zieren die alten farbenfrohen Gebäude und tagsüber spielt überaus sanfte Musik durch die ruhigen Strassen. Am Markt gibt’s die typischen Souvenirs.
Praktisch allgegenwärtig sind hier die Strohhüte. Ich hielt das immer für ein Klischee, da diese Hüte in Kambodscha nur selten anzutreffen sind. Hier kommt man überhaupt nicht drum herum und wenn der Rucksack nicht sowieso schon voll wäre, würde man sich wahrscheinlich verleiten lassen so ein Ding zu kaufen.
Auf den Feldern war die Reisernte in vollem Gange. Das läuft in etwa gleich ab wie das Dreschen in der Schweiz, nur dass die Erntemaschinen etwas altmodischer und kleiner sind. Der Reis wird in Säcke abgepackt und das Stroh zu Bündeln zusammen gebunden und nach Hause transportiert. Die Reste werden verbrannt, wodurch ein ständiger Rauch über den Feldern lag.
Einmal fuhr ich von Hoi An nach Da Nang, die nächst grössere Stadt. Ich war erstaunt wie modern diese Stadt.
Ansonsten weiss ich eigentlich gar nicht viel von Vietnam zu erzählen. Die meiste Zeit verbrachte ich am Strand oder im Bus. So nach dem hier altbekannten Motto „same same but different“ kam mir Vietnam im Vergleich zu Kambodscha vor. In vielem so ähnlich und doch komplett anders.

Nun zur Rückreise nach Kambodscha: Da ich ja mal noch ein bisschen was für die Arbeit machen sollte und einen Monat Ferien schon ein bisschen Luxus ist, beschloss ich mal wieder zurück zu kehren. Mit dem Nachtbus sollte ich von Hoi An nach Pleiku gelangen. Pick up um 18.00 beim Hotel. 17.15 Bus wartet vor dem Hotel – hastiges zusammenpacken und einsteigen. Fahrt in Stadt und Aufregung, dass ich keine Quittung fürs Ticket hatte - ging irgendwie vergessen. Kein Problem, sind ja flexibel. Einsteigen in anderen Bus, abholen von zwei Deutschen ausserhalb der Stadt. Rückfahrt in Stadt und abholen einer australisch-akzentigen überdrehten Engländerin. Rausschmiss in der Pampa – nur ich, ein Haus, eine Frau und zwei Kinder. Warten. Auf Busticket steht Abfahrt 19.00. Frau sagt Bus kommt 19.30. Warten. Kleines Mädchen, sah aus wie 6-jährig, nähert sich schüchtern und fragt nach meinem Namen, Alter, Herkunft und weiteren Standardfragen. Sie war 11 und Vietnamesin (welch eine Überraschung). Warten. Dunkel. Telefonanruf ich soll der Frau folgen. Alles auf Roller packen zurück in die Stadt. Auf lächerlich winzigen Plastikstuhl setzen und … na was wohl… warten. Endlich ist’s 19.30. Kein Bus weit und breit. 19.45 Wann kommt den jetzt der Bus? Der alte Mann erklärt grinsend um 20.00. Kopfschmerzen. Warten. 20.10 Bus kommt. Rein mit Gepäck und ab ins Bett. Toilette? Bin ja erst seit 3 Stunden am Rumsitzen, geht schon noch… 23.30 jetzt nicht mehr. Nach vorne schleichen durch wiederum lächerlich schmalen Gang. Toilette? Bus hält an, lässt mich raus, weit und breit kein Busch, ist ja dunkel, kein Problem. Weiter geht’s. 5.30 Stopp – alles raus. Ratlos dastehend, Hilfe suchend und Taxifahrer abwimmelnd. Schlussendlich doch Mototaxi - bringt mich zu Bus nach Banlung. Während ich VIP-Platz in der ersten Reihe hatte, quetschten sich hinten dran 5 ausgewachsene Männer zwischen den Mehlsäcken zusammen. Grenze zu Kambodscha. Erstmal frühstücken. Umsteigen auf vollbeladenes Gemüseauto. Passkontrolle, kritischer Blick auf mein Businessvisum für Kambodscha und Ratlosigkeit wieso ein Ausländer von Kambodscha nach Vietnam und wieder nach Kambodscha reist. Nachdem er meine Ausführungen nicht verstanden hatte, liess er mich ziehen. 20 Meter weiter, Passkontrolle. 50 Meter weiter, Passkontrolle Kambodschanische Seite. 20 Meter weiter, Passkontrolle und geliebte Zettel ausfüllen. Keine Panik ich verlasse das Land bestimmt irgendwann wieder. Home sweet home, endlich versteh ich wieder 3 Wörter.

Zurück im regnerisch-kalten Ratanakiri, Endspurt! Fleissig schreiben, noch ein paar Interviews und dann ab nach Hause!

Dienstag, 1. September 2015

Als Tourist unterwegs

Ich muss sagen es ist gar nicht so einfach den Touristenmodus einzuschalten. In den letzten zwei Wochen habe ich Kambodscha auf eine ganz andere Weise kennen gelernt und dies gefällt mir nur bedingt. Es war toll auch mal die richtig berühmten Orte zu sehen, aber es war auch unendlich anstrengend. Andere Touristen nerven einen von morgens bis abends, die sonst so herzlichen Kambodschaner sind eher unfreundlich und desinteressiert und die hochgelobten „Attraktionen“ sind trauriger weise nur gering löblich. Aber beginnen wir doch am Anfang unserer Reise.

Phnom Penh: Da ich die gängigen Attraktionen bereits besichtigt hatte und ich diese Stadt nicht so sehr mag, beschlossen wir nicht allzu viel Zeit an diesem Ort zu „verschwenden“. Wir besichtigten den Royal Palace (der wirklich noch so sehenswert ist), die Killing fields (traurig aber interessant) und natürlich die Märkte.

Kep: ein verträumtes Städtchen am Meer. Es hat nur einen Strand, aber ist für Binnenländler selbstverständlich auch schon das höchste der Gefühle. Kaum aus dem Bus gestiegen wurden wir – wie immer – von übereifrigen TukTuk-Fahrern belagert und ein paar Typen, die uns in ihr Guesthouse bringen wollten. Einer davon war ein Franzose, der natürlich den „Westler-Bonus“ mit sich brachte. Sein Guesthouse Kepmandou ist ein sehr charmant-rustikales Häuschen direkt am Meer. Am nächsten Tag gingen wir von Kep auf die Rabbit Island – ein Paradies auf Erden. Die kleine Nussschale von Boot kämpfte sich durch die hohen Wellen und brachte uns an einen wunderschönen Strand, in herrliche Ruhe und zu gutem Essen. Kep steht für Krabben und ist deshalb auch sehr berühmt, es ist quasi ein Muss dort Krabben zu essen. Glücklicherweise hatte ich von meinem ersten Kep-Besuch ein bisschen Übung im Krabben knacken und konnte meinem Mami und Damaris einigermassen zeigen, wo sich denn das bisschen Fleisch versteckt. Zu unserem Elend holten wir uns auch einen wunderbaren Sonnenbrand, trotz gewissenhaftem eincremen.

Sihanoukville: Dank unserer schmerzenden Röte, beschlossen wir einige Badetage auszusetzen. Wir trafen Irene, eine Bekannte von Damaris und sie zeigte uns ihre spannende Arbeit mit jungen Frauen, die eine Nähausbildung erhalten um von der Prostitution weg zu kommen. Mehr Infos unter http://www.hilfefuerkambodscha.org/ - sehr interessant, lesens- und unterstützungswert! Natürlich mussten wir auch hier den Markt besuchen und konnten uns vor traumhaften Kleidern kaum retten. Im Backpacker Heaven hatten wir ein riesen Zimmer mit Meerblick.

Koh Rong Samloem: Diese Insel liegt einige Kilometer vor Sihanoukville und ist der etwas unbekanntere und kleinere Bruder der Insel Koh Rong. Mit der Speed Ferry kommt man dahin und sie ist wirklich speedy! Sie kämpft sich mit hoher Geschwindigkeit durch die Wellen, ganz zum Leid der Mägen einiger Fahrgäste. Wir kamen in einem hübschen kleinen zweistöckigen Bungalow mit einem halsbrecherischen Treppchen unter. Nebst dem schönen Strand, einer Dschungelwanderung in Flipflops, blöden Touristen, griesgrämigen Einheimischen und Regenwetter gibt es davon nicht viel zu erzählen.

Siem Reap: unsere letzte Station! Zuerst besuchten wir natürlich den Markt, oder auch Shopping-Himmel. Unendlich viele Kleider, Souvenirs, Andenken, Blingbling, Kitsch und Ramsch! Einfach toll! :) Am nächsten Tag gingen wir nach Angkor, da wir etwas faul sind, liessen wir uns vom TukTuk dahin bringen und zwischen den verschiedenen Tempeln umher chauffieren. Das war eine sehr gute Idee, denn in den Tempeln kann man ganz schön weit rumlaufen und Treppen steigen bei angenehmen 35° C. Wir besuchten Angkor Wat, Bayon & Ta Prohm. Im letzteren wurde Tomb Raider gedreht. Auch wenn ich etwas enttäuscht war, dass diese riesige Halle gar nicht existiert ;), waren wir doch sehr von der Natur beeindruckt, die sich hier ihren rechtmässigen Platz zurück erobert. Die riesigen Wurzeln der übermächtigen Bäume schlängeln sich unaufhaltsam durch das alte Mauerwerk und ist auf jeden Fall sehenswert! Durch einen Flyer wurden wir auf ein Konzert von Beat Richner aufmerksam gemacht. Ein Schweizer Kinderarzt und berühmter Cellist der seit über 20 Jahren in Kambodscha arbeitet. Jeden Samstagabend gibt er ein Konzert und informiert über das Kinderspital Kantha Bopha. Die Kinder werden hier gratis behandelt, da sich die Familien die Behandlung meist nicht leisten können. Dies wird zu 85% von privaten Spendern finanziert. Die fünf Kantha Bopha Spitäler in Kambodscha haben bei der höchsten Heilungsrate die tiefsten Behandlungskosten. Weitere Infos unter http://www.beat-richner.ch/ - auch dies sehr interessant & unterstützungswert!
Eines der empfohlenen Tagesziele in Siem Reap ist das geflutete Dorf auf dem Tonle Sap See. Wir freuten uns auf eine schöne Bootstour, obwohl der Preis von 20$ doch schon ziemlich happig war. Auf dem Boot erklärte uns ein Guide ein bisschen was von dem Dorf, z.B. dass hier 120 Waisenkinder in der Schule leben und dass man die Schule besichtigen und den Kindern Reis spenden kann. Beim Dorfladen konnten wir aussteigen und der Verkäufer erklärte uns, dass ein 50kg Sack Reis für 350 Kinder Essen für einen Tag liefert. Alles schön und gut, aber die Idee war, dass man so einen 50kg Sack für 50$ kauft. Der teuerste und beste Reis kostet 3000 Riel pro kg, so kostet ein ganzer Sack umgerechnet max. 37$ und wenn man nichts hat gibt man sich auch mit dem billigeren Reis zufrieden. Nun ja, da ich die Tricks der Touristenausbeutung schon ein bisschen kenne, haben wir den Laden unbeeindruckt wieder verlassen und gingen weiter durchs Dorf. An einer anderen Stelle sagte der Guide wir könnten mit einem kleinen Boot in den Mangroven-Wald fahren und das sei wunderschön usw. Auch das glaubten wir sofort, aber dieser Spass hätte nochmals 20$ pro Person gekostet, was es uns nicht wert war. Der Fluss mündet in den grossen Tonle Sap See und da drehten wir eine winzige Runde und fuhren zurück. Der Guide fragte nochmals ob wir die Schule sehen wollen oder den Mangroven-Wald. Bei einem Restaurant konnten wir dann noch die Fisch- und Krokodilfarm besichtigen. Das Fischbecken war winzig klein und es hätten wohl kaum mehr Fische darin Platz gefunden. Das Krokodilbecken war etwas grösser, jedoch auch völlig überbevölkert. Im Shop kannst du dann gleich kleine ausgestopfte Krokodile, Taschen und Portemonnaies kaufen. Also artgerechte Tierhaltung sieht anders aus… Als wir schlussendlich auf den Steg zusteuerten, meinte der Guide wir könnten dem Bootsfahrer noch ein Trinkgeld geben, nur 5$ pro Person. Auch diese nette Aufforderung ignorierten wir und verschwanden so schnell wie möglich von diesem schrecklichen Ort. Für alle die jemals nach Siem Reap gehen wollen, diesen Ausflug könnt ihr euch sparen!! Etwas frustriert von diesem Reinfall überlegten wir, was wir noch machen könnten. Da gibt es noch einen Zirkus, der uns interessiert hätte. Der Rezeptionist des Hotels meinte jedoch es sei nicht so toll und empfahl uns eine Apsara Tanzshow, der traditionell kambodschanische Tanz, zu besuchen. Für 10$ pro Person bekamen wir ein riesen Buffet mit allen Khmer-Gerichten und eine tolle Tanzshow mit Live-Musik geboten. Das hat unseren Tag gerettet und gleichzeitig noch einen besseren Eindruck der kambodschanischen Kultur und Tradition geboten.



Jetzt geht unsere Reise dem Ende zu. Wir sind zurück in Phnom Penh, wo ich mein Mami und Damaris wieder auf den Flughafen bringen muss. Ich gehe gleich weiter nach Vietnam und treffe meine Freunde Anna und Jonas :).

Sonntag, 16. August 2015

Krankheit, Abschluss der Umfrage und Beginn der Ferien

Der zweite Teil der Umfrage war ein bisschen komplizierter. Die Organisation klappte nicht mehr ganz so gut, da die Bauern oft am morgen früh auf die Felder gingen und erst gegen Abend wieder nach Hause kamen. Oder wir fuhren fast eine halbe Stunde mit den Rollern auf die Felder raus. Es ging durch enge Wege, meterhohes Gras, riesen Pfützen und kleinere Bäche mit improvisierten „Brücken“. Zum Glück war ich mittlerweile wieder ziemlich geübt im Fahren und ich schaffte die Freestyle-Strecke ohne (grösseren) Unfall ;).
Als wir im letzten und zweitgrössten Distrikt anfangen wollten, fing es schon mal damit an, dass ich das Dorf verpasste und wir irgendwann fast an der Grenze zu Vietnam landeten. So sah ich auf jeden Fall mal ein bisschen mehr von der Gegend, jedoch setzte die lange Fahrt im eher kühlen (für kambodschanische Verhältnisse) Nieselregen unserer Gesundheit zu. Kaum angekommen, merkte ich schon, das Englang nicht so fit ist. Am Mittag gingen wir zu einer Frau, die ihr eine traditionelle Khmer-Behandlung verpasste. Mit einem Deckel rieb die Frau Englang Diesel ein auf dem Rücken. Dabei presste sie so stark, dass es Blutergüsse gab. Danach kam noch das Schröpfen. (Für diejenigen die nicht wissen was das ist): Mit einer kleinen Fackel erhitzte sie die Gläser und legte sie auf den Rücken. Durch das Abkühlen wurde entstand ein Unterdruck und die Haut wurde ins Glas gesaugt. Dadurch entstanden auch so wunderschön Kreisrunde Blutergüsse. War auf jeden Fall sehr interessant zu beobachten – und ein bisschen seltsam :). Die Behandlung bracht aber keine sofortige Besserung und so machten wir uns wieder auf die Rückreise. Nach zwei Tagen gingen wir wieder in das Dorf und ich bemerkte schon, dass ich Kopfschmerzen bekam. Jedoch ist das ziemlich normal bei mir und noch keinen Grund zur Aufregung. Die Schmerzen blieben leider die ganze Nacht und die Übernachtung auf dem Boden, war nicht gerade hilfreich. Am nächsten Tag fühlte ich mich miserabel und bekam gegen Mittag Fieber. Ich bekomme quasi nie Fieber, das fand ich schon ein bisschen seltsam. Ich wollte aber nicht noch mehrere Male zurückkommen und so blieben wir eine Nacht länger. Ich quälte mich Cola und Kaffee durch den Tag und war ziemlich teilnahmslos bei der Sache. An diesem Punkt der Umfrage kam aber auch wirklich nichts mehr Neues und die Bauern waren eher schüchtern, da sie eigentlich nicht Khmer, sondern Cha Ray sprechen. Englang spricht zwar vieles, aber nicht Cha Ray. So verliefen die Befragungen mehr im Verhörstil als im Konversationsstil. Dadurch kamen wir aber auch um einiges schneller vorwärts. Als wir das Dorf fertig hatten, wollte ich so schnell wie möglich nach Hause und da mussten wir dann eine Woche lang bleiben.
Da ich mich ja in den Tropen befinde und besonders in Ratanakiri noch so einige Krankheiten herum geistern, liess ich einen Bluttest machen. Laut diesem Test hätte ich Typhus gehabt, sie haben mir jedoch keine Therapie vorgeschlagen und nur gemeint ich soll mich ausruhen.
Nach einigen Tagen war das Fieber weg und nebst der endlosen Müdigkeit ging es langsam wieder besser. An einem Tag gingen wir dann noch in das letzte Dorf und machten da gleich fertig, sodass wir am Abend wieder in die Stadt gehen konnten. Am nächsten Tag trafen wir noch zwei Bauern in der Stadt. Sie haben mit dem Projekt aufgehört und sind in die Stadt gezogen. Danach war die Umfrage abgeschlossen, was ein ziemlich gutes Gefühl war.

Da ich mir nun meine Ferien verdient hatte und ich einen zuverlässigeren Gesundheitscheck nur in Phnom Penh machen konnte, begab ich mich am Mittwoch auf die 7-stündige Busreise. Beim Bluttest kam heraus, dass ich auf keinen Fall Typhus hatte, sondern wahrscheinlich Dengue-Fieber, was auch von den Symptomen her mehr Sinn macht. Aber jetzt bin ich wieder kerngesund und schon schrecklich aufgeregt, da in ca. 36 Stunden ENDLICHENDLICH mein Mami und meine Schwester Damaris zu mir kommen! Ich weiss noch wie ich mich als Kind auf meinen Geburtstag oder auf Weihnachten oder andere Feiertage freute. Ich freue mich genauso darauf wie als Kind auf alle Feiertage des ganzen Jahres :D. Also Tschüss – ich bin dann mal in den Ferien ;)

Freitag, 24. Juli 2015

Jagd um Mitternacht und Befragung im Reisfeld

Eins mal vornweg: meine neue Übersetzerin ist toll! :) Wir haben einen riesen Spass und sie macht ihren Job richtig gut. Da sie viele Bauern kennt  erleichtert das die Arbeit sehr. Heute Morgen konnten wir den ersten Distrikt abschliessen und haben nun schon stolze 38 Fragebögen ausgefüllt.
Von Montag auf Dienstag übernachteten wir bei ihren Eltern. Sie wohnen etwas abgelegen und dank der Regenzeit ist die „Strasse“ in einem schrecklichen Zustand. Meistens fährt man durch meterlange Pfützen, über Stock, Stein und Schlamm. Ein wahres Abenteuer. Mittlerweile bin ich ja schon wieder ziemlich geübt mit dem Roller, aber trotzdem sind diese Fahrten eine rechte Herausforderung. Dummerweise gelang mir die Fahrt zu ihren Eltern nicht ganz ohne Zwischenfall. Bei einer der überdimensionierten Pfützen beschloss ich ein kurzes Bad zu nehmen – selbstverständlich mit Rucksack und allem. Natürlich hatte Englang eine riesen Freude und konnte sich kaum erholen vor Lachen. Aus weiser Voraussicht (und der Regenzeit) habe ich zum Glück alles schön verpackt und meine heiligen Fragebögen blieben trocken. Zu allem Überfluss verlor ich auch noch einen Spiegel, was ich selbstverständlich erst auf dem Hof von Englangs (Übersetzerin) Eltern bemerkte. Nicht weiter tragisch, konnte gleich beide Spiegel am nächsten Tag für 1.20 $ ersetzen (es will ja niemand nur einen Spiegel…). Als ich erklärte ich wolle aber den alten Spiegel trotzdem behalten, lachten sie nur und liessen mich ziehen.
Zurück zur Übernachtung. Da angekommen durfte ich netterweise noch eine Dusche mit ein bisschen saubererem Wasser geniessen. Natürlich haben sie kein Badezimmer, aber immerhin eine abgetrennte „Dusche“. Ihr könnt euch das so vorstellen: eine selbst gebastelte Kabine aus Plachen und ein paar Wassereimern. Das Wasser kann man dann über sich giessen und dabei beachten, dass man nicht über die Kabine hinausragt. Die Toilette kann man sich selber aussuchen, irgendwo hinter den Cashew-Bäumen… Erfüllt allerdings alles seinen Zweck und war ja für mich nicht die grösste Herausforderung. Das Essen wurde auf dem Feuer gekocht und es gab Reis (was auch sonst) und irgendwas mit Bambus. Schlussendlich wurde noch ein bisschen geplaudert und sie wollten die 3 obligatorischen Fragen wissen. 1) Woher kommst du? 2) Hast du Familie? 3)Gefällt es dir in Kambodscha? :) Englang und ich schliefen auf dem Tisch unter dem Haus (für die, die es nicht wissen, die meisten Häuser sind auf Stelzen. Dadurch hat man immer irgendwo Schatten und im Falle einer Flut noch irgendwo trockene Füsse). Wie bekamen sogar ein Mückennetz und konnten so zum Klang der Frösche, Grillen und Hühner mehr oder weniger friedlich schlafen… - bis um 00.15 Uhr. Da klingelte plötzlich ein Telefon und alle standen auf. Der Vater fuhr mit dem Motorrad weg und die Mutter machte Feuer. Irgendwann beschloss ich mal zu schauen, was den jetzt los sei und da erklärte mir Englang, dass ihr Vater jetzt auf die Jagd geht. Kurz später kam er mit einem Hirsch zurück. Der wurde dann noch ausgenommen und dann gingen wieder alle schlafen… - bis um 3.00. Da beschlossen die Gockel den Tag für angebrochen zu erklären und verkündeten die frohe Botschaft lautstark. Zum Glück waren die Menschen da anderer Meinung und ignorierten die eindringliche Wiederholung der Botschaft. Am Morgen fing das rege Treiben um 5.30 Uhr an. Ein Junge holte den Hirsch ab. Die Jagd ist nicht legal, ist aber ein gutes Einkommen für die Bauern. Dank der Abholzung der Wälder und dem Landverkauf an ausländische Firmen, wird es immer schwieriger für die Jäger Wild zu finden. Dadurch geht eine weitere wichtige Einkommensquelle verloren und kümmern tut’s niemanden.
An einem anderen Tag konnten wir mit einer Bäuerin das Feld der Futtergräser besichtigen. Dazu wateten wir einmal mehr einige Kilometer durch Reisfelder. Voller Stolz zeigte sie uns ihre Reisfelder und erzählte, dass der Regen dieses Jahr viel zu spät kam und es immer noch zu trocken ist. Bei den Gräsern angekommen beschlossen wir, die Frau gleich auf dem Feld zu fragen. Das war aber gar keine schlaue Idee. Mir krochen ständig Ameisen über die Füsse und hinterliessen tausend brennende Stellen. Zudem war es noch schrecklich heiss, so dass wir ständig dem Schatten nachlaufen mussten. Aber immerhin hatten wir am Schluss die gewünschten Informationen und ein Erlebnis mehr :)
Zwei Nächte blieben wir bei Enlangs Schwester. Sie hat ein grosses Haus in der Nähe. Da hatte ich sogar mein eigenes Zimmer, mit einem sehr bequemen Bett, Mückennetz, Kissen und Decken. Es hatte sogar eine Toilette (so ein Raststätte-Klo, aber es hatte eins!). Sie kochten viele verschiedene Dinge und vor allem viel Fleisch. In einer Suppe waren die Eingeweide des Hirschs. War gar nicht so schlecht, aber die Suppe traf nicht ganz meinen Geschmack. Weiter gab es noch irgendwelche Eingeweide vom Schwein. Ich muss zugeben es war gar nicht schlecht :).
Ansonsten kämpften wir uns von Bauer zu Bauer. In einem Dorf war es etwas schwierig. Da wir nun schon die dritten waren, die eine Befragung machten in den letzten 2 Monaten, waren die Bauern erst ein bisschen missmutig und Englang musste ihnen erklären, dass dies wichtig sei usw. Wenn sie sich dann hingesetzt hatten, ging es meistens ganz gut.
Eine Bäuerin erzählte uns von den Kompanien, die ihnen das Land weggenommen haben. Eines Tages kamen sie mit den Maschinen an und meinten zu ihr, sie müsse keine Angst haben, sie nehmen ihr das Land nicht weg. Sie nehmen nur das vom Staat, welches sie gekauft haben. Als sie nach einigen Stunden wiederkam, war ihr ganzes Land bereits umgegraben. So erging es vielen Bauern und es wurden unzählige Hektaren Wald gerodet für überaus hässliche Palmöl-Plantagen. In anderen Gebieten sind es Gummibäume. Der Staat hat kein Gehör für die Anliegen der Bauern, schliesslich zahlen die Kompanien mehr Geld.

Auf jeden Fall läuft im Moment so einiges. Es ist spannend in den verschiedenen Dörfern zu arbeiten und die verschiedenen Ansichten und Beobachtungen zu hören. Morgen geht es in einen anderen Distrikt.

Samstag, 18. Juli 2015

Übersetzer-Verschleiss und Halbzeit

Schon bald ist Halbzeit, genau gesagt am Montag. Irgendwie habe ich lange auf den Tag gewartet an dem es nicht mehr so lange geht bis ich wieder zu Hause bin, wie es schon ging. Seit zwei Monaten bin ich nun in Ratanakiri und die Zeit, die ich für meine Arbeit verwenden konnte, ist sehr gering. Seit dem Besuch von meiner Betreuerin aus der Schweiz ging zwar einiges, aber doch nicht viel. Da wurde man sich ja einig, dass die Mirjam vielleicht mal mit der Arbeit anfangen sollte und einen eigenen Übersetzer braucht. Schon bald hatten die Leute vom Projekt einen Übersetzer gefunden, der konnte aber nur am Wochenende arbeiten. Er hatte aber noch einen Freund, der unter der Woche arbeiten kann. So einigten wir uns mal gemeinsam zu beginnen und zu schauen wie es läuft. Ich denke „desaströs“ trifft es ungefähr. Ich kann durchaus verstehen, dass das ein schwieriger Job ist und das man vielleicht die Fachbegriffe nicht so einfach verstehen kann, aber der Typ hat einfach den Grundgedanken meines Fragebogens überhaupt nicht verstanden. Natürlich habe ich versucht ihm alles (mehrfach) zu erklären und habe ihn an die tausendmal gefragt, ob er die Fragen versteht oder nicht. Er hatte selbstverständlich alles verstanden und so sassen wir dann beim ersten Bauern, wo ich sehr kuriose und unpassende Antworten bekam.  Als ich merkte, dass auch der Bauer nicht versteht was er meint, erklärte ich ihm die paar Wörter, die ich auf Khmer kann und die wichtig sind für meine Arbeit. Ja ich war auch schockiert, aber es war notwendig. Bis am Abend ging es eigentlich gar nicht so schlecht, aber dann diskutierten wir über den Lohn und er wollte noch mehr, als sein Freund mir angeboten hatte (und schon das war relativ viel). Auf jeden Fall verabschiedete ich mich von ihm und konnte nach kurzer Rücksprache den ersten Kandidaten feuern (das war übrigens ein spannendes Erlebnis). So ging die Suche wieder von vorne los. In der Zwischenzeit konnte ich mit Ratha ein paar weitere Fragebögen ausfüllen, aber natürlich nicht so wie geplant.
Am Samstag konnte ich mit meiner neuen Übersetzerin starten. Sie ist sehr begeistert von der Arbeit mit den Bauern und kennt mindestens jeden zweiten. Das macht die ganze Sache natürlich um einiges einfacher. Sie kennt auch die Leute vom Departement, die beim Projekt mitmachen, auch das ist eine grosse Erleichterung, da man nun endlich auch ein bisschen mit denen kommunizieren kann. Am Mittag gingen wir bei ihrer Schwester essen, was nun wahrscheinlich auch so weiter gehen wird. Gegen Abend wollten wir noch einen Fragebogen mit einem Bauern machen, der ein bisschen weiter weg von der Strasse wohnt. Nach ca. 2 km Marsch durch kleine Bäche und in strömendem Regen, kamen wir beim leeren Haus an. Nach einer Weile kam die Tochter und erklärte uns, dass sie weiter weg auf den Feldern noch ein Haus hätten und dass die Familie dort bleibt. Wir entschieden uns dahin zu laufen, da wir ja schon ein Stück geschafft hatten. Allerdings war es mindestens noch einmal solang und es ging durch Reis- und Cassavafelder. Auf jeden Fall waren wir völlig durchnässt und es begann schon zu dunkeln, als wir endlich am Haus angekommen sind. Zudem regnete es noch stärker und man verstand kaum ein Wort unter dem Blechdach und es tropfte von allen Seiten herein. Irgendwie konnten wir aber unsere Informationen sammeln und machten uns wieder auf den Rückweg. Beim ersten Haus angekommen, war es schon dunkel und wir waren echt froh, dass uns die Tochter begleitete. Wir hätten den Weg wahrscheinlich nie wieder gefunden. Englang, meine Übersetzerin hatte aber Spass und lachte die ganze Zeit. Zu guter Letzt mussten wir noch etwa 45 Minuten mit den Rollern zurück fahren und natürlich regnete es immer noch. Wir trafen ein paar kleine Schlangen, Frösche und Vögel auf dem Weg.
Inzwischen ist die Regenzeit definitiv da. Es regnet fast jede Nacht und mindestens einmal am Tag. Es wird immer schwieriger auf den matschigen Strassen zu fahren und die Blätter trocken zu halten. Glücklicherweise, wohnen (sonst) die meisten Bauern direkt an der Strasse, das macht immerhin die Anfahrt um einiges leichter. Natürlich ist es aber immer noch angenehm warm hier und sobald man sich ein bisschen bewegt hat man auch schon wieder heiss.
Der Reis wächst schön und auch die Cassava/Maniok bekommt immer mehr Blätter. Das Futter wächst schneller und schon bald ist genug da um die Kühe von Annas Experiment richtig zu füttern.


Dienstag, 7. Juli 2015

Die Herausforderung Fleisch zu kaufen auf dem Markt

Als eines der herausforderndsten Erlebnisse hier in Kambodscha, war für mich das Fleisch auf dem Markt zu kaufen. Ihr könnt euch den Markt vielleicht so vorstellen: unzählige Stände mit Fleisch, Fisch, Gemüse, Früchten, Süssigkeiten, Kleidern, Schmuck, Haushaltartikel usw. usw. wirr durcheinander. Der Boden ist immer schön matschig, entweder vom Regen, oder vom Wasser, das man irgendwo hin kippt, wo es gerade passt. Da es ja auch immer schön warm ist, fehlen auch die Fliegen nicht. So bekommt man also das Fleisch schön mit Fliegen bespickt präsentiert. In der Luft liegt ein herrlicher Matsch-Fisch-ungekühltes Fleisch-Abfall-Geruch. Zugegeben, die ersten paar Male war der Hunger gleich wieder vergangen. Wenn man aber selber kochen sollte, muss man sich wohl oder übel irgendwann überwinden, da ich als geborener Fleischfresser unmöglich 6 Monate verzichten kann. Erstmals kaufte ich nur Gemüse, wobei ich bei mindestens der Hälfte keine Ahnung hatte, was es eigentlich ist.

Dann kam noch der legendäre Tag wo ich mich ganz schüchtern zu einer Verkäuferin gesellte und erst mal darauf deutete und „tschru?“ (Schwein?) fragte. Sie nickte lachend. Nun die Frage wie viel… Da wir ja zu Hause immer unser eigenes Fleisch haben und wir halt einfach riesen Packungen für die ganze Familie machen, war mir erstmal jegliche Mengenangabe ein Rätsel. Schlussendlich ging ich mit ungefähr 300g Schweinchen und 6000 Riel (1.5 $) weniger nach Hause. Vor dem kochen habe ich den Fleischbitz mal gründlich gewaschen und dann gaaanz lange auf meinem Gaskocher gebraten. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt!

Freitag, 3. Juli 2015

Das Leid der ungewollten Mitbewohner und wie Ameisen gegen den Elefanten kämpfen

Ja auch ich bin beeindruckt ab dem klangvollen Titel der mir da so spontan in den Sinn gekommen ist. Was mich zu diesem Post veranlasst ist ein Witz, den nur mein Vater wirklich witzig erzählen kann. Ich bin mir nicht einmal mehr sicher wie er genau geht – falls ihr ihn nicht witzig findet, wird es wohl daran liegen und natürlich auch weil auf „Hochdeutsch“ alles nur halb so toll ist ;).

Ein Elefant wandert durch den Dschungel und trampelt dabei auf einen Ameisenhaufen. Voller Empörung stürzten sich die winzigen Ameisen auf das wuchtige Tier. Der Elefant schüttelt aber alle mühelos wieder ab, bis auf Hugo. Hugo hängt noch todesmutig und wild entschlossen am Hals des Elefanten fest - da rufen ihm seine Kollegen hoch „Erwürg dä Cheib Hugo, süsch chunnter no einisch!“.

Was das nun mit meinen Mitbewohnern zu tun hat? Nun ja, da bekam ich doch vor einigen Tagen Besuch aus der Schweiz. Zugleich war das auch der Moment der Erlösung, weil ich nämlich Schoggi geschenkt bekam! Viel Schoggi! Das freute aber nicht nur mich, sondern auch diese winzigwinzig kleinen, roten Teufelchen von Ameisen. Die kleine Armee hat sich jetzt in meinem Schoggisack breit gemacht und findet jedes noch so kleine Löchli. Ich weiss, dass diese kleinen Biester nicht wirklich meine Schoggi wegessen, aber es geht schliesslich ums Prinzip! Schliesslich zahlen sie auch keine Miete… und fressen noch meine Schoggi weg! Irgendwo hat einfach alles Grenzen! So wollte ich dem Treiben ein Ende setzten und habe den Sack zugeknotet. Das fanden die Ameischen nicht so lustig und so stürzten sie sich todesmutig und wild entschlossen auf meine Hände und verbreiteten sich in Windeseile auf meinen Armen. Auch wenn die Schlacht nicht wirklich fair war, ging ich als deutlicher Sieger hervor und da kam mir der oben erwähnte Witz in den Sinn.
Ich war eigentlich ziemlich zufrieden mit meinem Werk, bis ich am Mittag den allgegenwärtigen Reis kochen wollte… Vielleicht könnt ihr es euch ja denken… Da sie nun nicht mehr von meiner Schoggi fressen konnten, haben sie sich halt im Reis breit gemacht. Ganz tolle Aktion ihr doofen Viecher! Denkt ja nicht der Krieg ist vorbei, euch schmeckt man nämlich nicht im gekochten Reis, so winzig wie ihr seid.
Das ist nur eine Geschichte von meinen Mitbewohnern, nur habe ich bisher noch keine gemeinsamen Erlebnisse mit meinen beiden Mini-Geckos, den unzähligen Käfern, Spinnen und sonstigem Gefleucht. Die 10 cm langen und 2 cm dicken Tausendfüssler befördere ich jeweils liebevoll wieder raus und die Maus ist zum Glück noch keine Ratte.
Eins wäre da jedoch noch. Oder eher drei. Da hat sich doch kurz nach unserem Einzug eine Hündin entschieden, dass sie unser Haus beschützen will. Das wäre ja ganz nett, nur beschützt das halbintelligente Wesen MEIN Haus vor MIR. Als ob das nicht schon genug wäre, purzelten da noch plötzlich unzählige kleine Welpen herum, die waren ja noch so süss nur haben sie den Drang zu nächtlichen Kämpfen und folgendem Gejaule. Ein Elend ist das. Jetzt sind es nur noch zwei Welpen, dafür sind sie nicht mehr süss. Liegt am Papa, der wurde auch nicht gerade mit Schönheit gesegnet. Und stubenrein sind sie auch nicht… Hat ja nicht genug Grünfläche rundherum… Ist natürlich viel cooler im Hausgang zu sch***. Logisch oder.
Ach ja, dann sind da noch die lieben Nachbarn. Pünktlich um 5 Uhr morgens ertönt der edle Gesang unzähliger Gockel. Was gibt’s schöneres? Natur pur! Das Gegackel geht dann weiter bis so um 7… dann kommen noch sporadische männliche Siegesschreie schön über den Tag verteilt, bis es so um 4 Uhr nachmittags wieder losgeht. In etwa zeitgleich mit dem Gejaule der Karaoke “Sänger“ – ein hoch auf das Kleinstadtleben! :)


Mittwoch, 1. Juli 2015

Yeak Laom Lake – Vulkan Kratersee ein ruhiger Ort nach einer turbulenten Woche

Die letzten zwei Wochen war Hochkonjunktur! Eine Doktorandin kam mit einem Team von 7 Studenten nach Ratanakiri um 120 Interviews in 10 Tagen durchzuführen. In der gleichen Woche fanden eine Learning Alliance und ein Feldtag statt. Am Feldtag ging es darum, dass Projektbauern anderen Bauern aus der Umgebung zeigen konnten, was sie mit dem Projekt machen und wie sie arbeiten. Das Interesse war gross und es wurden auch kritische Fragen gestellt. Das Projekt dreht sich ja vor allem um den Anbau von Futtergräsern. Das Wort in Khmer für Futtergräser ist „Smäu“ und schliesst jegliches Gras und Unkraut mit ein. So fragte beispielsweise ein Bauer, wieso das man den Unkraut anbaut. Natürlich ist es nicht so einfach etwas zu beschreiben, wenn es in der Muttersprache kein eigenes Wort dafür gibt. Auf jeden Fall ist dies, eine der Schwierigkeiten, die man in der Zusammenarbeit mit Bauern hat. Wieso sollte man auch ein Unkraut pflanzen, wenn man es sonst überall vernichtet?
Bei der Learning Alliance handelte es sich um ein eher formelles Meeting, das im Departement für Landwirtschaft stattfand. Nach der offiziellen Begrüssung mit der obligaten Vorstellungsrunde und der Nationalhymne präsentierte das Projektteam anderen NGO’s (Nicht-Staatlichen Organisationen) die Projektaktivitäten. Im Anschluss stellten sich die anwesenden NGO’s mit ihren laufenden Projekten vor. Meistens wurde auf Khmer gesprochen und die Übersetzung war nur spärlich, was eigentlich sehr schade war. Erstaunlich war an diesem Tag, dass sich die anwesenden Bauern, getrauten vor dem ganzen Publikum zu sprechen und sich aktiv an Gruppendiskussionen beteiligten. Dies war sehr spannend zu beobachten…
Zu dem ganzen Trubel bekam ich noch Besuch aus der Schweiz! Meine Betreuerin von der HAFL kam zu Besuch um zu schauen ob meine Arbeit läuft und wie es denn hier im Feld aussieht. Da für meine Arbeit bis jetzt noch nicht viel gemacht werden konnte (mangels Übersetzer) und mein eigentliches Thema nicht wirklich machbar war, haben wir das Thema umgekrempelt. Ich sollte nun auch bald einen anderen Übersetzer erhalten, da meiner oft durch Abwesenheit glänzt oder für seine eigene Thesis (verständlicherweise) arbeiten muss.
Aber nun zum eigentlichen Thema ;). Den Yeak Laom Lake habe ich irgendwann vorher schon mal kurz erwähnt. Da war es aber regnerisch nass und trüb. Letzten Sonntag gingen wir mit den Studenten, der Doktorandin und meiner Betreuerin wieder dahin. Am See kann man sich in traditionelle Kleidung von ethnischen Minderheiten einkleiden und fotografieren lassen. Das wollten sich einige der Studenten natürlich nicht entgehen lassen und warfen sich in Schale. Der Anblick war recht amüsant, vor allem die Bekleidung des Mannes. Dies gab natürlich Anlass für unzählige Fotos. Wir wunderten uns schon, wieso, dass sich die Damen noch umgezogen hatten und extra schick in den Bus stiegen. Die Antwort kannten wir bald. Immerhin machten wir uns dann doch noch auf den Seerundgang und Katharina und ich wagten noch einen Sprung ins Wasser. Zugegeben es war herrlich! Das Wasser ist ohne zu übertreiben samtig weich und es riecht auch ganz angenehm. Da es ein geschütztes Gebiet ist und ausnahmsweise auch sehr ernst genommen wird ist es ziemlich sauber. Die Abkühlung war an dem heissen Tag wieder einmal eine willkommene Abkühlung.
Am Montagmorgen reiste dann die ganze Gesellschaft wieder ab und wieder blieben nur wir 4 Studenten zurück. Allerdings habe ich diesmal ziemlich viel Arbeit zu erledigen. Da es immer noch schön warm ist, beschloss ich heute nochmal an den See zu radeln und hier ein bisschen zu arbeiten. Von Banlung aus ist es nicht sehr weit und die Strecke mit meinem klapprigen Fahrrad gut machbar und meine Wohnung ist doch eher trostlos, wenn man da ständig arbeiten sollte. Da ist es doch um einiges friedlicher am See.

Der Yeak Laom See ist ein heiliger Ort und der Ort der Geister von Wasser, Wald und See – so wird das jedenfalls beschrieben. Der See bildete sich nach einem Vulkanausbruch. Er ist ca. 50 m tief und hat einen Durchmesser von rund 800 m. 

Dienstag, 23. Juni 2015

Ein Tag im Dschungel – Kalay Community Protected Area

20. Juni

Ich habe mich ganz spontan für ein Dschungel-Trekking entschieden. Abends um 20.00 rief ich den Tourguide an, dass ich die Tour machen möchte und er arrangierte alles für mich. Am Samstag ging es um 8.30 los in Richtung Kalay. Da nun die Regenzeit doch langsam beginnt, war die erdige Strasse eine einzige Rutschbahn.
Nach einem kurzen Halt im Dorf, überreichte mir Blanket - ja, er heisst wirklich so – eine Flasche Wasser und ich zog mir mal die Regenkleidung an, da es wieder zu tröpfeln begann. Ein kurzer Marsch durchs Dorf, vorbei an der Grundschule und dem Gemeindehaus, erklärte mir Blanket, dass in diesem Distrikt vor allem die ethnische Minderheit Kreung vertreten ist. Der weitere Weg führte durch eine der vielen Cashew-Plantagen und noch ein paar Schritte weiter waren wir schon im Dschungel. Die Tour war angenehm zu wandern, es ging paarmal rauf und dann wieder runter, durch kleine Bäche und an abgeholzten Feldern vorbei. Zwischen den abgebrannten Baumstrünken beginnt der Mais zu wachsen, wobei diese Felder aber ziemlich trostlos aussehen. Einige Bauern waren dabei ein Haus zu bauen.
Nach ca. einer Stunde gab es die erste Pause. Blanket hatte in seinem Rucksack allerhand versteckt. So fischte er einen Sack mit den tollen Rambutan – eine Litchi-ähnliche Frucht -  heraus. Bei der nächsten Pause an einem kleinen Bach kamen noch Bananen dazu. Leider konnten wir dabei keine Affen anlocken. Auf die Affen konnten wir nur einen ganz kurzen Blick erhaschen, bevor sie schon in den Baumwipfeln verschwanden.
Die Mittagspause war am Schlafplatz, für diejenigen, die eine 2-tägige Tour machen. Es hatte sogar einen „Swimmingpool“, ein kleine Becken im Bach, ca. einen Meter tief. Immerhin war das Wasser schön kühl, da trotz bewölktem Wetter die Temperaturen bereits wieder anstiegen. Später gesellte sich noch Blankets Onkel mit einer amerikanischen Touristin dazu.
Der Weg zurück zum Dorf war beschwerlicher und ein ziemliches auf und ab, durch dichteres Gehölz. Immerhin trafen wir noch auf eine wunderschön schwarz-gelb leuchtende Spinne und auf ein paar Geckos. Dann hatte es sich jedoch schon mit dem „Wildlife“. Während des ganzen Tages hörten wir die Dschungelmusik von Fröschen und Vögeln gespielt, oder Blanket gab eines seiner selbstkomponierten Lieder zum Besten.
Immerhin war auch Blanket gegen den Schluss hin ziemlich müde und ich war froh, dass ich nicht gleich 2 Tage gebucht hatte. So nach 2 Monaten mehr oder weniger rumdümpeln, war es doch ein rechter Marsch.

Am Ende des Marschs machten wir noch einen kurzen halt bei seiner Familie. Die Mutter bot mir Klebreis an und wir machten eine kurze Pause, bevor es mit der Rutschpartie auf dem Roller zurück nach Banlung ging.

Beginn der Arbeit in Ouyadav und Lumphat

Das Projekt arbeitet in 4 Distrikten der Provinz Ratanakiri. Die grössten sind Lumphat und Ouyadav. In Koun Mom gab es Probleme mit Überschwemmungen der Futterpflanzen, deshalb gibt es nicht mehr so viele Projektbetriebe und in Ou Chum begann das Projekt erst im Jahr 2014 zu arbeiten.
Für den Anfang fokussierten wir deshalb auf die ersten beiden Distrikte. Lumphat ist etwa 30 km von Banlung entfernt, die einzelnen Betriebe liegen entlang der grossen Hauptstrasse. Hier werden Pfeffer, Gummibäume, Cashew, Cassava, Reis und Sojabohnen angebaut. Die meisten Betriebe haben 2-7 Rinder, ein paar Hühner und Büffel. Im sonst eher hügeligen Ratanakiri, ist Lumphat eher flach und gut geeignet für den Reisanbau. Hier leben mehrere verschiedene ethnische Minderheiten. Die Futterpflanzen wachsen auf den meisten Projektbetrieben nach der Trockenzeit schön nach. Einige hatten sogar die Möglichkeit zu bewässern. Auf einem Betrieb sah die Futterfläche ziemlich trostlos aus. Der Bauer hatte einen Motorradunfall und lag im Spital. Die Familie liess dann alle Tiere frei rumgrasen und kümmerte sich nicht mehr um die Futterpflanzen.
Ouyadav liegt knapp 50 km von Banlung entfernt. Hier leben vor allem Leute der Cha Ray Minderheit. Diese Gruppe lebt in Dörfern, die Häuser sehr eng aneinander gereiht. Das Kulturland liegt deshalb weiter entfernt und rund ums Haus hat es nur wenig Platz für Futterpflanzen. Die meisten Betriebe halten Kühe, Büffel, Schweine und Hühner. Am Morgen sind die Tiere alle noch auf den Strassen im Dorf und man muss sich vor den recht imposanten Büffeln in Acht nehmen. Ansonsten bauen sie auch hier Pfeffer, Cashew, Gummibäume und Cassava an. In der hügeligen und höher gelegenen Gegend eignet sich der Reisanbau weniger gut. Hier konnte ich schon zweimal eine Zeremonie miterleben. Bei der einen opferten sie einen kleinen Büffel und ein Schweinchen um Glück für eine Hochzeit zwischen zwei Verwandten zu erhalten. Die Tiere wurden totgeschlagen und verbrannt. Genaueres zu den Zeremonien und deren Hintergründe konnte ich noch nicht erfahren, da Ratha und Sela auch nicht mehr darüber wissen. Bei der zweiten Zeremonie war ein Mann durch einen Steinschlag verstorben. Zur Feier (!) des Tages wurde ein grosser Büffel geopfert, gelacht und viel Bier getrunken. Mir wurde erzählt, dass die Cha Ray nur Wasser aus ihrer eigenen Quelle trinken. Wenn man ihnen Trinkwasser bringt, schütten sie das aus und füllen die Flaschen mit ihrem eigenen Wasser. Wenn man die Bauern interviewt, geben wir ihnen meist eine Seife als kleines Dankeschön. Die Cha Ray benutzen die Seife um die Tiere zu waschen, da sie sich nicht verunreinigen wollen.
Es ist sehr spannend die unterschiedlichen Gebräuche und Kulturen kennen zu lernen. Vieles ist für mich noch unerklärlich und oft überkommt mich so ein schockiert-fasziniertes Gefühl, wenn ich solche Dinge sehe.

Für meine Arbeit konnte ich bis hierhin leider noch nicht viel machen. Am Anfang fehlten mir noch die nötigen Informationen und dann war mein Übersetzter Sela für zwei Wochen abwesend. In der Zeit habe ich mit Anna und Ratha bei den Bauern gearbeitet, oder Anna für ihre Arbeit geholfen. Bei einem Bauern in Lumphat halfen wir, einen neuen Stall zu bauen. Das fing an mit dem Holz sägen im Wald. Der Bauer hatte die Bäume bereits gefällt und begann dann mit nackten Füssen die Stämme auf zu sägen. So fabrizierte er nahezu perfekte Dachlatten und kleine Balken. Danach schleppten wir das Holz durch den Wald bis zum Einachser. Der Stall besteht hier aus einem Holzzaun und einem Dach. Wenn man bedenkt, dass man das ganze Holz so zum Betrieb karren muss, ist man schrecklich froh, dass es nicht noch mehr Holz braucht ;). Ein Gerüst für den Dachbau braucht man natürlich auch nicht, man kann ja ein bisschen klettern. Generell wird noch alles von Hand gemacht. Man gräbt Löcher für die Balken, sägt die Latten mit der Handsäge zurecht und nagelt sie schlussendlich an. Auf jeden Fall wussten wir am Abend, was wir gearbeitet hatten und das war doch schon ein gutes Gefühl.

Kratie – Delfine, Tempel und Fahrradtouren

9.-11. Mai

Wie im Beitrag „erster Monat in Phnom Penh“ erwähnt, waren wir an einem Wochenende in Kratie. Während der ungefähr 6 stündigen Busfahrt dahin, schallte erst typisch kambodschanische Musik (könnt mal auf youtube „Khmer Music“ eingeben oder so. Habe im Moment einen riesen Krampf mit dem Internet!) und dann ein äusserst hochstehender Actionfilm durch den Bus. Ich war sehr froh um meine eigene Musik. Ansonsten war es ganz angenehm. Der Bus war vollklimatisiert, sie verteilten Wasser und Feuchttücher und an den Stopps konnte man essen. Also ein rechter Komfort für 8$. Da gab es etwa grillierte „Heugümper“, Schnecken, Früchte, „duck-inside-eggs“ usw. ich entschied mich ganz konservativ für Bananenchips ;). Die „duck-inside-eggs“ scheinen hier eine Delikatesse zu sein. Das sind angebrütete Eier, die gekocht werden kurz bevor das Entlein schlüpft, also inklusive Federn und so. Ich hab’s noch nicht ausprobiert… soweit bin ich noch nicht.
In Kratie kamen wir am frühen Nachmittag an und suchten erstmal ein Guesthouse. Nicht wirklich schwierig, da es die alle paar Meter gibt. Danach machten wir uns gleich auf um die berühmten und extrem seltenen Süsswasserdelfine zu besuchen. Wir mieteten zwei Fahrräder und machten uns anhand einer skizzierten Karte auf den Weg. Es war toll endlich mal ein bisschen Natur rundherum zu haben und mal wieder selber rumfahren zu können. In Phnom Penh war das gar nicht so einfach.
Wir fuhren entlang des Mekong-Flusses, im Schatten der Bäume, an vielen kleinen Bauernhöfen vorbei. Sahen die Reisstrohstöcke, welche als Futter während der Trockenzeit dienen, viele Hühner frei herumrennen, ein paar Kühe rund ums Haus und Schweine unter den Häusern rumdümpeln. Ein herrlicher Anblick nach den Tagen in der Stadt. Alle paar Meter winkten uns Kinder und riefen mit ihren hohen Stimmchen „hello, hello, hellooooo!“. Nach, laut Karte, 15 km erreichten wir Kampi, wo man die Delfine sehen kann. Wir mieteten ein Boot und liessen uns auf den Fluss raus fahren. Nach einiger Zeit, stellte er den Motor ab und wir warteten. Kurz darauf konnten wir ein Schnauben hören und sahen den Rücken eines Delfins. Wir versuchten irgendwie ein paar gute Fotos von den Delfinen zu machen, es erwies sich jedoch als ziemlich schwierig. Sie tauchten in mehr oder weniger regelmässigen Abständen zusammen auf und zeigten uns immerhin ihre Schwanzflosse.
Auf dem Rückweg besichtigten wir noch den Tempel auf Sambok Hill. Nach der Fahrradfahrt stiegen wir noch unzählige Treppenstufen hoch, entlang der Mönchstatuen bis zum ersten Tempel rauf. Ich bin nicht wirklich ein grosser Fan von diesen Tempeln, da sie irgendwie alle gleich aussehen und ich lediglich die Statuen mehr oder weniger interessant finde. Auf dem Hügel waren mehrere Tempel und auf dem Rundweg gab es verschiedene Statuen. Zu Oberst fanden wir ein paar Nonnen mit einer Horde Katzen. Auf dem Weg zurück ins Guesthouse musste ich schon ziemlich kämpfen, es wurde langsam dunkel und ich war kurz vor dem verhungern.
In der Nacht stellten sie uns den Strom ab und es wurde unerträglich heiss. Ich gehe davon aus, dass sie vergessen hatten, dass wir da sind. Zum Glück hat ja auch hier jeder ein Handy und so konnte ich die Misere beheben.
Am nächsten Tag waren wir ziemlich erschöpft und es war extrem heiss. So entschieden wir uns ein Motorrad zu mieten. Wir gingen in einem Dorf spazieren, mit der Fähre auf die andere Flussseite, wieder zurück und dann mit der Fähre auf eine kleine Insel im Mekong. Da wir das Motorrad nicht mitnehmen konnten, mussten wir laufen. Wir haben nicht sehr viel von der Insel gesehen und gingen bald wieder zurück.

Kratie ist ein sehr ruhiges und verträumtes Städtchen. Der Ausflug hat sich gelohnt, wobei wir unsere Kräfte ein bisschen schlauer hätten einteilen sollen.

Umzug à la Cambodia

22.Mai – 24.Mai

In den folgenden Tagen fingen wir an Sachen zu kaufen für die Wohnung und gingen an einem Nachmittag die Wohnung von dem Baustaub befreien. In meiner Wohnung hatte sich’s offensichtlich ein Bauarbeiter „gemütlich“ gemacht und überliess mir dann (ob gewollt oder nicht, weiss nur er selbst) seine Matte fürs Bett und ein Bürste zum Putzen. Immerhin etwas weniger zum Einkaufen.
Die erste Schwierigkeit ergab sich, als ich in einer Selbstverständlichkeit eine Matratze kaufen wollte. Bei der Wohnungsbesichtigung wurde mir versichert, dass es Matratzen ganz billig (4$) zu kaufen gibt und dass das gaar kein Problem sei. Ratha erklärte mir dann, dass sie normalerweise nur auf dieser Matte schlafen. Die sieht in etwa so aus: 2 mm dünn, aus irgendeinem Gummigeflecht und hat nicht im Entferntesten irgendetwas mit einer Matratze zu tun – jede Yogamatte ist dicker! Ich denke ja grundsätzlich, dass ich ziemlich flexibel bin, hatte dann aber doch keine Lust jeden Morgen die Knochen meines Skeletts wieder einzeln an ihren Platz zu rücken. Und schliesslich bin ich ja reich, da kann ich mir auch eine Matratze leisten! Und ein Kissen! An dem Tag kam ich mir ein bisschen snobistisch vor, wobei ich jetzt schon noch so froh um die paar Investitionen bin.
Weiter standen noch ein Tisch, ein Stuhl, paar Töpfe, Geschirr, ein Gaskocher, ein Gestell und ein Ventilator auf der Einkaufsliste. Wozu man einen Tisch und Stuhl braucht, war ihnen auch unverständlich. Man kann ja auf dem Boden sitzen. Jedenfalls kaufte ich mir all die sinnlosen und luxuriösen Gegenstände für meine erste eigene Wohnung :).
Kleiner Einschub: Anna hatte sich entschieden bei den Bauern zu wohnen und nur ab und zu in der Stadt bei mir zu übernachten, so hatte ich freie Hand bei der „Wohnungseinrichtung“.
Gleich um die Ecke bei unserer Wohnung gibt es einen Minimarkt. Da kann ich die wichtigsten Dinge wie Wasser, Reis, Eier und Gas einkaufen. Vor allem das Wasser, möchte ich nicht viel weiter schleppen, da so 20 Liter doch ein bisschen schwer sind ;). Immerhin habe ich ungefähr einmal wöchentlich ein bisschen Krafttraining.

Transportiert wurde die ganze Sache – selbstverständlich – mit dem Motorrad. Das sieht ungefähr so aus: der Fahrer hat so viel vorne zwischen seinen Beinen gestapelt, dass er noch knapp lenken und sehen kann. Der hinten drauf hat beide Hände vollgepackt und zwischen dem Fahrer und Beifahrer hat’s auch noch ganz viel Platz. Die Motorräder sind hier ja meistens noch mit Hacken und Körben versehen, wo man noch Tüten anhängen und verstauen kann. Beim Transport von Stuhl Tisch wurde es ab und zu schwierig, aber wir sind ja flexibel.

Sonntag, 21. Juni 2015

Ankunft in Banlung – erste Treffen mit Bauern & Wohnungssuche

18. Mai – 21. Mai

Damit wir eine ordentliche Einführung in das wilde, abgelegene und komplett unvergleichliche Ratanakiri erhalten konnten, kam das halbe Projektteam mit uns nach Banlung. Wir sind nun also vier Studenten, zwei Kambodschaner Ratha und Sela, die Deutsche Anna und ich, die hier die nächsten 5 Monate verbringen werden. Zusammen mit dem Projektteam waren wir in einem Guesthouse untergebracht. Am ersten Tag hatten wir gleich ein offizielles Meeting mit dem Provincial Departement of Agriculture, da trafen wir die lokalen Partner des Projekts. Ganz wichtig, waren natürlich die offizielle Vorstellungsrunde und das Gruppenfoto zum Schluss. Am Nachmittag und in den folgenden Tagen ging es dann zu den Projektbetrieben. So konnten wir uns ein erstes Bild von den Projektaktivitäten machen und erhielten gleich einige Informationen.
In der zweiten Nacht begann es zu regnen, worauf wir am Tag schon einige Transportschwierigkeiten hatten. So blieben wir beispielsweise mit dem Einachser-Traktor in einer riesen Pfütze stecken und dann ging es halt zu Fuss weiter.
Eines regnerischen Tages gingen wir nach den Betriebsbesuchen noch an den Yeak Laom Volcanic Lake (Vulkankratersee). Ein wunderschön kreisrunder See mitten im Wald (Google hat sehr schöne Bilder). Ein Elefant stand schon für den obligaten Touristenkick bereit. Essen gab es in einer der kleinen Hütten rund um den See. Danach konnten wir tatsächlich noch um den See laufen, was eigentlich ziemlich untypisch ist, wenn man mit Kambodschanern unterwegs ist. Ich wunder mich immer noch, wieso die Fettleibigkeit so tief ist ;). Keine Strecke ist zu kurz um das Motorrad zu nehmen… Anyway, wenn man sich mit dem Wasser des Sees wäscht, dann bringt das auf jeden Fall Glück und Zufriedenheit, wurde mir gesagt. Da es leider sehr regnerisch war, verzichteten wir auf ein Bad.

Ein weiterer wichtiger Programmpunkt war es, eine Unterkunft für uns zu finden. Für die reichen Europäer gab es erstmal die schönsten Wohnungen zu sehen. Schön möbliert, mit 2 riesen Betten (eines zum Schlafen und eines als Sofa – oder so…), Klimaanlage undundund. Völlig übertrieben und auch 100$. Nach einiger Erklärung, dass ein solcher Luxus unnötig ist und dass sogar europäische Studenten nicht unbedingt reich sind, zeigten sie uns das pure Gegenteil. Ich denke der Begriff „Loch“ passt hier ziemlich gut J. Immerhin hatte es ein Bettgestell. Und so eine tolle Toilette, wie man sie etwa auf Autobahnraststätten antrifft, also keine Schüssel, nur so ein Loch… Immerhin nur 35$. Okay die Ansprüche sind dann doch minim höher! Schlussendlich wurden wir zu einem neuen Gebäude gebracht, dass gerade noch fertig gestellt wurde. Auch hier hatte es ein Bettgestell drin und immerhin eine anständige Toilette. Uund, es hatte keine Müllhalde vor dem Haus – grosser Pluspunkt! Ratha und Sela gefiel es auf jeden Fall auch und so beschlossen wir hierhin zu ziehen.

Am nächsten Tag reiste das Projektteam wieder ab und so überliessen sie uns unserem Schicksal in der abgelegenen Wildnis. – Für die Stadtkinder von Phnom Penh ist es absolut unvorstellbar, dass man an einem abgelegenen Ort wie Ratanakiri wohnen kann. Diese Provinz ist bekannt für viele Wälder, viele verschiedene ethnische Minderheiten, schlechte Strassen, Bodenschätze und vor allem Abgeschiedenheit. So wie mir gesagt wurde, konnte ich weder mit Internet noch mit Strom rechnen. Nun ja, ich habe noch keinen Tag ohne Internet verbracht. Lediglich die regelmässigen Stromausfälle verhindern einen 100%igen Zugang zu Elektrizität.


So viel vornweg: wir leben noch und wir sind noch nicht vor Einsamkeit und Verlassenheit gestorben ;) & die Leute hier sind eigentlich auch ganz normal, gar nicht so anders und seltsam und unvergleichbar mit den restlichen Kambodschanern.

Willkommen auf meinem Blog! :)

Hallo zusammen!

Entgegen aller meiner Überzeugungen habe ich mich heute doch entschieden einen Blog zu schreiben. Ich möchte mit euch meine Erfahrungen und Erlebnisse hier in Kambodscha teilen, damit ihr einen besseren Einblick in mein Leben hier erhaltet. Zudem habe ich gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, sich das Leben hier nur anhand von Fotos und Aktivitäten vorzustellen. Ich werde hier nur wenige Bilder veröffentlichen, da das Internet meist schrecklich langsam ist, mehr Bilder gibt’s auf meinem Facebook-Profil, oder wenn ich wieder zu Hause bin ;)


Zu meinem Praktikum:
Im Rahmen meines Bachelor-Studiums in Agronomie – Internationale Landwirtschaft an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), bin ich ein halbes Jahr in Kambodscha um meine Bachelor Thesis zu schreiben und in einem Projekt mit zu arbeiten. Das Projekt wird von CIAT gemanagt, und mit lokalen staatlichen Partnern durchgeführt. Das Hauptziel des Projektes ist die Intensivierung der Tierproduktion, mit Fokus auf Rinder, Schweine und Hühner. Zu den Aktivitäten gehören der Anbau von Futterpflanzen und der Aufbau von Ställen. Es wird eng mit den Bauern zusammengearbeitet und ihnen gezeigt, wie man die einzelnen Aktivitäten am besten angeht und managt.
Da das Projekt im September nach 3 Jahren zu Ende geht, ist es nun meine Aufgabe zu schauen, welchen Einfluss das Projekt und dessen Aktivitäten auf das Leben der Projektbauern hat. Darüber schreibe ich dann meine Bachelorarbeit.

Da ich jetzt schon zwei Monate in Kambodscha bin, fallen vielleicht einige Berichte ein bisschen knapp aus. Wenn ihr mehr wissen wollt, dürft ihr gerne nachfragen :)

Erster Monat in Phnom Penh

21. April – 18. Mai

Meine Reise begann am 21. April in Phnom Penh, wo ich für knapp 2 Wochen eine Sprachschule besuchte. Ich hatte noch ordentlich mit dem Jetlag zu kämpfen und meine Verdauung fand die Hitze ganz und gar nicht toll. Im April kam ich von den noch eher winterlichen 12°C der Schweiz in die hitzigste und trockenste Zeit in Kambodscha. So quälte ich mich bei 36-39°C, nach schlafloser Reise durch die ersten paar Tage. Die Leute von der Sprachschule waren sehr nett, glücklicherweise arrangierten sie für mich das Essen und brachten mich zu den wichtigsten Touristenattraktionen. Die Sprachschule war nahe dem Russenmarkt. Niemand weiss genau, wieso er so genannt wird, jedenfalls ist er bei Touristen sehr beliebt.
Ich besuchte erstmals die klassischen Touristenattraktionen, wie den Königspalast oder das Killingfields Museum (Gefängnis aus dem Pol Pot Regime). Mir ist bis heute ein Rätsel, wie man sich in Phnom Penh zu Recht finden kann. Zugegeben, in Städten habe ich so viel Orientierungssinn wie ein blindes Huhn.
So nach zwei Wochen, hatte ich schon das erste Mal das Gefühl, dass ich mal gerne raus aufs Land würde. Phnom Penh hat schrecklich viele Leute, schrecklich viel Verkehr und dass man alle paar Meter gefragt wird ob man ein „Tuktuk“ braucht, zerrt mit der Zeit an den Nerven.
Nach den 2 Woche bekam ich Gesellschaft von Anna, eine deutsche Studentin, mit der ich die nächsten 5 Monate mehr oder weniger zusammen arbeiten werde. Ich zog dann mit ihr in ein Guesthouse um und wir widmeten uns die folgenden 4 Tage wieder den Touristenattraktionen. Da es allgemein in Kambodscha noch sehr wenige davon gibt - abgesehen von den unzähligen Tempeln – ging es halt wieder von vorne los.
Endlich war’s dann Zeit zur Uni umzuziehen, wo wir eine Einführung zum Projekt erhalten sollten. Wir erhielten sogar eigene Schreibtische im Büro. Aber eigentlich wussten wir jetzt gar nicht, was wir den eigentlich tun sollten, da wir noch keine Informationen für unsere Arbeiten hatten.
Das Uni-Guesthouse war ein wahrer Luxus. Nebst uns lebten noch ein Deutscher, ein Spanier und ein Franzose da. Wir teilten uns die Küche und eine Wohnzimmer, wobei wir eigentlich die anderen nur selten zu Gesicht bekamen.
Zwischen den ewigen Strom- und vor allem Internetausfällen erkundeten wir ein wenig den Campus. Zudem war noch gerade der Geburtstag vom König, was Anlass gab 3 Tage frei zu machen. So entschieden wir uns übers Wochenende nach Kratie zu fahren (mehr dazu später).
An einem der Feiertag waren wir in Koh Dach, eine Insel im Mekong, wo man in kleinen Hütten den Tag mit baden und essen verbringen kann.

Endlich war es dann Zeit nach Ratanakiri aufzubrechen! Eine 10-12 stündige Reise mit einem Bus erwartete uns.